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In der Seniorenresidenz am Haus der Berliner Festspiele gibt es Berlinale-Gefühl - wenn auch in etwas kleinerem Rahmen

© Thilo Rückeis

64. Filmfestspiele in Berlin: Seniorenresidenz organisiert ihre eigene "Berlinale"

Der Rote Teppich liegt direkt vor ihrem Fenster, dorthin können die meisten Bewohner des Seniorenheims am Haus der Berliner Festspiele trotzdem nicht. Also organisiert die Leiterin ihre eigene Berlinale – mit einem Klassiker.

Baron Jürgen von Lepel, 70, hat sich in Schale geschmissen. Er trägt eine dunkle Weste mit Applikationen, um seinen Hals hängt eine Kette mit einem edelsteinbesetzten Kruzifix. Man weiß ja nie, wen man noch so treffen könnte in diesen Tagen. Von Lepel wohnt in der Seniorenresidenz Park Alterssitz City, direkt gegenüber dem Haus der Berliner Festspiele. „Vor zwei Jahren hat uns Angelina Jolie von gegenüber zugewunken“, erzählt der Baron. Die unmittelbare Nähe zu einer der Spielstätten der Berlinale hat die Leiterin der Residenz, Ines Voigt, auf die Idee gebracht, auch in ihrem Haus einen Filmfestspieltag zu veranstalten. „Wir sind hier so nah dran, dass wir den roten Teppich vom Fenster aus sehen können“, sagt sie. Viele der Heimbewohner können die Filmvorführungen der Berlinale aber nicht mehr besuchen, die meisten sind pflegebedürftig.

Also hat Ines Voigt die Filmvorführung nun einfach ins Seniorenheim geholt. Seit 2012, als das Haus der Festspiele zu einer der Berlinale-Spielstätten wurde, zeigt das Team während der Festspiele einen Film in der Bibliothek im siebten Stock des Hauses. Wein, Snacks und den Rote-Teppich-Blick gibt’s dazu. Ungefähr 20 Bewohner haben es sich in der Bibliothek zwischen Super 8-Kameras und Filmrollen bequem gemacht.

Jede Woche bietet die Pflegeresidenz Ausflüge und Veranstaltungen an

Im Programm läuft allerdings keine Premiere, sondern ein Film von 1959: „Manche mögen’s heiß“ mit Marilyn Monroe und Tony Curtis, natürlich in schwarz/weiß. „Dieser Film ist einfach lustig, und viele der Bewohner haben noch Erinnerungen an die Zeit, als er in die Kinos kam“, sagt Voigt. So ein Film aus der guten alten Zeit könne sogar bei Menschen mit Demenzerkrankungen außergewöhnliche Erinnerungen hervorrufen. „Aber für uns ist die Hauptsache, dass die Bewohner Spaß haben.“

Sie bedauert, dass das Leben im Pflegeheim oft so negativ gesehen wird. „Viele haben Angst vor dem Einzug, denken an Siechtum und Trauer.“ Davon will sie nichts wissen: „Hier findet Leben statt.“ Jede Woche bietet die Pflegeresidenz Ausflüge und Veranstaltungen an.

Kooperation mit den Sportfreunden Charlottenburg-Wilmersdorf

Bei so viel Programm kann man sich schon mal verzetteln. Baron von Lepel merkte auf einmal, dass er sich für die Filmvorführung und für einen Ausflug am selben Nachmittag angemeldet hat. Entschieden hat er sich fürs Kino. Dafür sprach auch , dass einige junge Leute daran teilnehmen wollten. „Wir haben eine Kooperation mit den Sportfreunden Charlottenburg-Wilmersdorf“, erzählt Residenz-Sprecher Markus Winkler. Die Jugendmannschaften des Vereins kämen häufiger in die Residenz, um mit den älteren Herrschaften zu plaudern. Leider hat es an diesem Nachmittag dann allerdings doch nur ein Trainer des Vereins geschafft.

Aber auch die Bewohner sind schon mal zu einem Spiel der Sportler gefahren. „Das ist immer toll“, findet die 88-jährige Franziska Schulbien. „Die jungen Leute sind so offen, sie stellen uns viele Fragen und erzählen von sich.“

Heimleiterin Voigt glaubt, dass auch die Jugendlichen von der Zusammenarbeit profitieren, weil sie ihre Sozialkompetenz im Umgang mit den Senioren üben könnten. „Zudem unterstützen wir den Verein mit Spenden“, sagt sie.

Dafür werden zum Beispiel die Erlöse von einem Weihnachtsmarkt verwendet, den die Heim-Bewohner alljährlich veranstalten. Die Mittel für solche Zuwendungen dürften hier aber auch so etwas lockerer sitzen. Immerhin beträgt der Eigenanteil an den Unterbringungskosten rund 2000 Euro im Monat.

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