zum Hauptinhalt

Berlin: 71-Jährige als Slip-Diebin verurteilt

7600 Euro Strafe – Rentnerin war schon sechsmal vor Gericht

Am Wühltisch wurde sie wieder schwach. Da war dieser weiße Damenslip, Baumwolle, Feinripp. 4,50 Euro sollte er kosten. Lieselotte P. sah sich kurz um. Die Luft schien rein. Sie steckte ihn schnell in ihre Tasche. Weit kam sie mit der Beute aber nicht. Und obendrein handelte sich die 71jährige Rentnerin aus Spandau den mittlerweile sechsten Prozess wegen Diebstahls vor dem Amtsgericht Tiergarten ein. Mit strengem Blick schimpfte gestern ihr Richter: „Dafür kann man sie einsperren.“ Von bis zu fünf Jahren Haft sprach er. Die gehbehinderte Rentnerin umklammerte ihren Stock. „Es tut mir doch furchtbar Leid, ich mache es nie wieder“, versicherte sie. Anfang dieses Jahres war es passiert. Lieselotte P. bummelte nach einsamen Feiertagen durch ein Kaufhaus in der Carl-Schurz- Straße. „Die Schlüpfer lagen da so“, meinte sie hilflos. Warum sie zulangt, konnte sie im Prozess nicht erklären. „Kommen Sie mit ihrer Rente aus?“, fragte der Richter bei der Motivsuche. Die Rentnerin mit grauen Locken und praktischem Anorak nickte.

„Muss ich jetzt ins Gefängnis?“, schluchzte sie plötzlich. Der Richter gab sich unbeeindruckt: „Krokodilstränen brauchen Sie hier nicht zu vergießen.“ Lieselotte P. bettelte weiter: „Werter Herr Richter, wenigstens eine Strafe auf Bewährung.“ Sie sah sich schon in Handschellen. Der Richter aber gab ihr eine letzte Chance. Eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu jeweils zehn Euro muss die vorbestrafte Diebin zahlen. Sie strahlte übers ganze Gesicht: „Herzlichen Dank!“ Auf eine Geldstrafe hat sie sich längst vorbereitet: „Seit Februar lege ich dafür jeden Monat 40 Euro zurück.“ K. G.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false