zum Hauptinhalt

Berlin: 742 fache Vergewaltigung: Anklage: Beim Nachhilfeunterricht sexuell missbraucht

Es begann im Herbst 1995 und ging über zwei Jahre. Fast täglich erhielt die damals 10-jährige Nadine L.

Es begann im Herbst 1995 und ging über zwei Jahre. Fast täglich erhielt die damals 10-jährige Nadine L. Mathe- und Deutschnachhilfe von Mario G. in dessen Wohnung in Kreuzberg. Anschließend soll der 33-jährige Mann, so lautet jetzt die Anklage, das Mädchen missbraucht haben, während seine Lebensgefährtin zusah oder mitmachte. Laut Anklage wurde Nadine insgesamt mehrere hundert Mal vergewaltigt.

Vor dem Landgericht steht das Paar jetzt aber nicht nur wegen seiner Vergehen an Nadine. Noch zwei weitere Mädchen - Kindern aus dem Bekanntenkreis -, sollen die Beiden noch bis zum Juni in diesem Jahr zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben. Mario G. werden insgesamt 742 Fälle, seiner 30-jährigen Lebensgefährtin 106 Fälle vorgeworfen.

Nadine L., heute 15 Jahre alt, kam gestern mit ihrem Vater ins Gericht, um an der Verhandlung teilzunehmen. Der Vater tritt auch als Nebenkläger auf. "Ich fühle Wut und Zorn, auch auf mich selbst, weil ich nicht schon früher etwas gemerkt habe", sagte er. Mario G. habe er über dessen Eltern beim Hobbyfunkerverein kennengelernt, und sein Angebot, kostenlos Nachhilfe zu erteilen, als Freundschaftsdienst akzeptiert. "Die Schulleistungen sind ja dann auch erstmal besser geworden." Als seine Tochter zum Schluss immer unwilliger zur Nachhilfe ging, habe er das nur darauf zurückgeführt, dass sie keine Lust mehr aufs Lernen habe. Misstrauisch wurde der Vater aber nicht, "weil ja immer die Lebensgefährtin dabei war".

Erst als die ältere Tochter, die ebenfalls bei Mario G. Nachhilfe erhielt, 1997 über Belästigungen klagte, wurden Nadines Eltern aufmerksam. Sofort zeigten sie Mario G. an und brachen den Kontakt ab. "Wir haben Nadine gefragt, was da war, aber sie hat nichts gesagt", erklärte der Vater. Deshalb verlief die Anzeige im Sande. Heute geht der Vater davon aus, dass das Paar seiner Tochter eingeredet habe, dass ihr sowieso niemand glaube und sie außerdem selber Schuld sei. "Das sitzt auch immer noch in ihr drin", erklärte der Anwalt der Familie, Jörg Grützmacher. "Nadine leidet bis heute unter den Erfahrungen und hat häufig Weinkrämpfe. Es ist nicht leicht für sie, ins Gericht zu kommen."

Zu der Verhandlung, die gestern begonnen hat und morgen fortgesetzt wird, kam es, weil der Vater eines anderen Opfers, der heute 16-jährigen Nicole B., den Kontakt zu Nadines Vater hergestellt hatte. Von 1997 bis in den Juni 2000 soll Nicole mehrere Male missbraucht worden sein. Offenbar sind sowohl die Eltern als auch die Kinder miteinander bekannt, es begann die Suche nach weiteren Opfern. Eine von ihnen, die 14-jährige Melanie W., die Mario G. im April brutal zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben soll, ging im Juni mit den Eltern zur Polizei, dann schlossen sich auch Nadines und Nicoles Eltern an.

Zu den Anschuldigungen haben sich die Angeklagten gestern noch nicht geäußert. Laut der Anwältin der Beklagten will sich die Frau am Mittwoch zu den Vorwürfen Stellung nehmen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false