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So könnte Berlin im 13. Jahrhundert ausgesehen haben. Die Klöden-Karte von 1839

© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz/bpk

775 Jahre Berlin: Die Anfänge von Cölln und Berlin als Stadtplan

Der erste Stadtplan Berlins stammt von 1652. Doch auch fürs 13. Jahrhundert gibt es einen Plan, als fantasievolle Darstellung des Berliner Historikers Karl Friedrich Klöden von 1839.

Einen Stadtplan der Doppelstadt aus dem 13. Jahrhundert wird man schon deswegen nicht finden, weil damals niemand dergleichen brauchte – weder in Berlin noch in Cölln. Beide Gemeinden waren so übersichtlich, dass die Gefahr, sich darin zu verlaufen, nicht bestand. Und es gab auch kaum Spezialisten, die zum kartografischen Erfassen der Doppelstadt in der Lage gewesen wären. Der erste zeitgenössische Stadtplan für Berlin und Cölln stammt vielmehr aus dem Jahr 1652, entworfen von Johan Gregor Memhard, Baumeister und Stadtplaner des Großen Kurfürsten.

Dennoch muss der kartografisch und stadthistorisch Interessierte auf einen Stadtplan aus dem 13. Jahrhundert nicht verzichten. Zu verdanken ist dies dem Berliner Historiker, Geografen und Pädagogen Karl Friedrich Klöden (1786 bis 1856). Besonders die Geschichte Berlins und Brandenburgs im Mittelalter lag ihm am Herzen, die Ergebnisse seiner Forschungen präsentierte er in Büchern wie „Über die Entstehung, das Alter und die früheste Geschichte der Städte Berlin und Cölln. Ein Beitrag zur Geschichte der Germanisierung slawischer Gegenden“ (Berlin 1839).

Diesem Werk entstammt auch der erste Stadtplan dieser Serie, der Berlin und Cölln in den Jahren 1250 bis 1270 zeigen soll – so wie Klöden sich die damalige Situation aufgrund seiner Forschungen vorgestellt hat. Mit sehr viel Fantasie, wie Historiker heute monieren. Angefertigt wurde der Plan nach Klödens Entwurf von dem Kupferstecher Heinrich Mahlmann, im Original ein Werk von 41 mal 34 Zentimetern. CA. 1:6.000]Die Karte zeigt immerhin deutlich die beiden Teilstädte, verbunden durch den Mühlendamm und die Lange Brücke (heute: Rathausbrücke). Der Mühlendamm wurde erstmals 1298 im Berliner Stadtbuch erwähnt, er muss aber nach heutigem Stand der Forschung schon viel früher entstanden sein, da zumindest lag Klöden richtig. Die Lange Brücke, die anfangs Neue Brücke hieß, soll erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts gebaut worden sein, Klöden ist hier wohl etwas voreilig gewesen. Als zentrale Bauten sind Petri-, Nikolai- und Marienkirche erkennbar, ebenso das Cöllner und das Berliner Rathaus.

Beide Teilstädte sind von Wasser umgeben, im Westen durch den Spreeseitenarm, im Osten durch den damaligen Stadtgraben. Das „Schwarze Kloster“ der Dominikaner im Cöllner Norden entstand erst um 1300, also Jahrzehnte nach dem Entwicklungsstand, den der Stadtplan darstellen soll. Nördlich davon wurde 200 Jahre später das erste Berliner Schloss gebaut, was auf dem Klöden-Plan in dünnerer Schrift angedeutet ist. Den Wohnsitz des Markgrafen, den Alten Hof (auch Aula oder Hohes Haus genannt), lokalisiert Klöden zu südlich. Er lag näher am Oderberger Tor. Überraschend sind auch die Erläuterungen, die in einer seltsamen Mischung aus Deutsch und nicht ganz reinem Niederländisch gehalten sind – möglicherweise ein missglückter Versuch Klödens, seinen Plan auch sprachlich der Vergangenheit anzunähern.

Weitere Informationen über die städtebauliche Situation von Berlin und Cölln im Mittelalter sind zu finden im Buch „Berlin im Mittelalter. Berlin/Cölln unter den Askaniern“ von Norbert W. F. Meier (Berlin Story Verlag).

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