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Berlin: 90-Jähriger hält sich fit als Steuerberater Früherer Finanzsenator Heinz Striek feiert heute

Heute feiert er seinen 90. Geburtstag, aber das ist für Heinz Striek kein Grund, den Beruf aufzugeben.

Heute feiert er seinen 90. Geburtstag, aber das ist für Heinz Striek kein Grund, den Beruf aufzugeben. „Das Alter ist für mich keine Last“, sagt er gelassen. Die Arbeit ist sein Lebenselixier, „ja, ganz sicher, wer rastet, der rostet“. Und er ist stolz auf sein „überdurchschnittliches Leistungsvermögen“.

Er brachte es vom Bankkaufmann und Steuerbeamten zum Finanzsenator. Seit 1976 ist er Steuerberater und gedenkt es zu bleiben. Nur mit den Augen ist es nicht mehr weit her. Da hat er vor ein paar Wochen das Auto abgeschafft, Feierabend, „es war eine schwere Entscheidung“. Doch fürs Büro legte er sich ein komfortables Lesegerät zu.

Heinz Striek zählt zum politischen Urgestein der Stadt. Lange her, dass dieser liebenswürdige kleine Herr mit dem schlohweißen Haar ein wichtiger Politiker war. Seit 1946 war er in der SPD aktiv, bis 1953 in Friedrichshain. Die SPD war ja noch bis zum Mauerbau 1961 in ganz Berlin vertreten. Striek war Grenzgänger, einer, der im Osten wohnte und im Westen arbeitete, erst beim Finanzamt Tiergarten, dann als Beamtensekretär beim DGB. Natürlich stand er wegen seiner politischen Rolle unter Stasibeobachtung. Nach dem 17. Juni 1953 war es für ihn und seine Familie höchste Zeit, den Ostsektor zu verlassen.

Er machte nun rasch Karriere. 1954 errang er im Wahlkreis rund um den Hermannplatz sein Mandat für das Abgeordnetenhaus. 1958 rückte er zum Fraktionsgeschäftsführer auf, 1962 zum Senatsdirektor (Staatssekretär) für Finanzen im Senat von Willy Brandt. Von 1967 bis 1975 war er Finanzsenator unter Heinrich Albertz und Klaus Schütz, kurze Zeit unter Albertz auch Bürgermeister.

Damals, 1967, stand der Senat vor der Einführung der elektronischen Datenverarbeitung; das Bundesfinanzministerium hatte Saarbrücken und Berlin als Modellstädte ausgewählt. Senator Striek begann als Erster mit der Umstellung seiner Verwaltung „vom Federkiel auf Computer“.

Die Filzaffäre um das Pleiteobjekt Steglitzer Kreisel, für das der Senat mit 40 Millionen Mark bürgte, kostete Striek 1975 das Amt. Er trat zurück, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Verdachts uneidlicher Falschaussage vor dem Kreisel-Untersuchungsausschuss ermittelte. Vor Gericht wurde er freigesprochen. Die Auszeichnung mit dem Ehrentitel Stadtältester war 1985 eine späte Genugtuung, als er aus dem Parlament ausschied, dem er von 1954 bis 1962 und von 1971 bis 1985 angehört hatte.

Doch Striek hatte weiterhin viel zu sagen. Er war seit 1976 Vizepräsident und Berliner Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, die ihn 2001 zum Ehrenvorsitzenden machte. Viele Jahre war er Vizepräsident und Schatzmeister von Hertha BSC. Undenkbar, dass Herr und Frau Striek ein Hertha-Spiel auslassen.

Heute Vormittag empfängt der Jubilar Gratulanten in seinem Haus in Nikolassee. Der festliche Abend gehört der Familie, und die ist riesengroß: Die Strieks sind demnächst 70 Jahre verheiratet, gesegnet mit drei Kindern, acht Enkeln und zehn Urenkeln. Brigitte Grunert

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