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Fusionierte Schulen: Ab jetzt ohne Stigma

Nach den Sommerferien ist alles anders: Wie die fusionierten Schulen ins neue Jahr starten.

Wo die Schul-Flyer sind? Die Sekretärin muss lachen – als hätte Robert Hasse keine Frage gestellt, sondern einen guten Witz gemacht. „Irgendwo in einer Kiste.“ Schließlich sind Hasse und seine Sekretärin gerade umgezogen – mitsamt einer ganzen Schule: der Carl-Friedrich-Zelter-Hauptschule.

Am Montag geht der Unterricht nach den Sommerferien wieder los. Wie jedes Jahr. Doch dieses Mal ist alles anders – zumindest an den neuen Sekundarschulen. Dort wird umgebaut, fusioniert und umgezogen. Schüler und Lehrer müssen sich umgewöhnen. Wie Robert Hasse: Bis zu den Sommerferien leitete er die Zelter-Hauptschule. Doch die verschmilzt mit der Eberhard-Klein-Schule – an deren Standort als „Sekundarschule Skalitzer Straße“. Das Gebäude der Zelter-Schule an der Wilhelmstraße wird aufgegeben. Hasse ist von jetzt an „Koordinator in der Schulleitung“.

Elternvertreter wollten Hasse als Schulleiter behalten – er gilt als Reformer, die Zelter-Schule wurde sogar mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Der wesentlich dienstältere Bernd Böttig, Leiter der Eberhard-Klein-Schule dagegen stieß auf Kritik. Sehr bald stand fest, dass er die Sekundarschule führen sollte. Doch die Eltern trauten ihm den Neuanfang nicht zu und sagten, seine Schule habe nicht den besten Ruf. Mit den Neuanmeldungen ging es zunächst nur schleppend los. Doch jetzt berichtet Böttig stolz, dass am Montag vier neue 7. Klassen an der Sekundarschule beginnen werden – wie geplant. „Die Akzeptanz ist inzwischen da“, sagt Hasse. Dafür musste er Überzeugungsarbeit bei den Eltern leisten.

Er betont, dass der Konflikt „kein Kampf der Schulleiter“ gewesen sei. Trotzdem haben sich Hasse und Böttig mit einem Mediator über ihre „Ängste und Wünsche“ ausgetauscht. Jetzt sei die Zusammenarbeit sehr gut. Und es gibt genug zu tun für beide: Gleich wollen sie die letzten Details zur Reaktivierung der Mensa besprechen. Die wurde seit Jahren nicht genutzt. Und es muss Platz für all die Arbeitsmaterialien gefunden werden, die es jetzt doppelt gibt. Nur Smartboards, die elektronischen Tafeln, sind nicht genug vorhanden: Die Zelter- Schule bringt welche mit, aber nur für die eigenen Klassen. Die 10. Klassen werden in diesem Schuljahr noch in ein Gebäude am Fraenkelufer ausgelagert. Die Räume für die 7. Klassen sind gemalert; Dieses Jahr hätten sie nur ein Budget von 1000 Euro für die Reparaturen gehabt.

Am anderen Ende der Stadt ist Kirsten Körner, Leiterin der Hagenbeck-Realschule in Weißensee, aus ihrem Büro geflüchtet. „In der Schule rattert und dröhnt es so sehr, dass ich mich nicht auf die Stundenpläne konzentrieren kann“, sagt sie lachend. Böden werden herausgerissen und Wände versetzt. Die Hagenbeck-Schule wird ohne Fusion zur Sekundarschule: „Im Großbezirk Pankow gibt es einen riesigen Schülerzuwachs, da werden zusätzliche Schulplätze gebraucht.“

25 Schüler sollen in einer Klasse nur noch unterrichtet werden. Jeder Jahrgang wird auf vier Klassen verteilt. Zwei Räume entstehen deshalb gerade im Keller und eine Mensa für den Ganztagsbetrieb. Die Arbeiten sind schon „im Verzug“. Ein Dreivierteljahr werde es wohl noch dauern, schätzt Körner. Sie freut sich vor allem über drei zusätzliche Kollegen: „So haben wir mehr Möglichkeiten, pädagogische Ideen umzusetzen.“

In Kreuzberg hingegen mussten Hasse und Böttig kämpfen, um alle Kollegen zu behalten. Sie sollten einige Stellen sparen, jetzt sind aber doch alle „alten“ Lehrer an der „neuen Schule“, wie Böttig sagt, dabei. Wie Körner wirken Hasse und Böttig ganz zufrieden. Hasse freut sich besonders darüber, dass der Name „Hauptschule“ verschwindet. Das Stigma habe auch die Zelter-Schule trotz aller Erfolge getragen. Oft habe er gute Schüler wieder verloren, weil sie nicht mehr auf eine Hauptschule gehen wollten. Jetzt hofft er auf die Oberstufe. Wo die sein wird, ist noch nicht klar. Aber bis die ersten Schüler soweit sind, dauert es ja noch vier Jahre. Daniela Martens

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