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Berlin: Aber bitte mit Pelle

Wie es Klaus Wowereit auf den Titel des „Feinschmeckers“ geschafft hat

Um als Politiker auf dem Titelbild eines Magazins zu landen, muss man entweder einen Angriffskrieg anfangen oder den Friedensnobelpreis gewinnen. Es gibt allerdings auch noch eine kleine Nische nebenbei: völlig exotisches Verhalten. Klaus Wowereit hat diese Nische gefunden, indem er sich ganz unberlinisch und unbürgermeisterisch zum Genießen bekannte. Er war der erste Stadtchef, der sich öffentlich mit einem Champagnerglas in der Hand sehen ließ, und der erste, der im Fernsehen Interesse am Kochen und der Feinschmeckerei bekundete. Damit wurde er tauglich für längere Geschichten in der GourmetPresse, „Essen & Trinken“ interviewte ihn zu den Kreationen von TV-Koch Ralf Zacherl, und nun ist der Schritt aufs Titelbild geschafft, in der Dezember-Ausgabe des „Feinschmecker“.

In dem dreiseitigen Gespräch berichtet er von einer beruflichen Tragik: Drei Tage, nachdem drunten in Lichtenrade der neue Herd installiert wurde, wählte man ihn zum Bürgermeister, und der Herd blieb fortan weitgehend kalt. Doch wenn mal Gäste kommen, müssen sie mit raffinierten Tricks rechnen: Wowereit nimmt Doraden, höhlt ihnen den Bauch aus und steckt eine Kartoffel rein. So brauchen sie auf dem Blech wenig Platz und werden gleichmäßig gar; sparsame Nachkriegsberliner werden vermutlich drüber stolpern, dass diese Kartoffeln kaum essbar sind und in der Tonne landen.

Doch sonst macht Wowereit kaum Fehler. Er bekennt sich zur ausgewogenen Mischung von Haxe, Currywurst („ohne Darm ist mir zu labberig, ich bevorzuge mit“) und Gourmetkost, gibt zu Protokoll, dass er den alten Westen, namentlich Charlottenburg, kulinarisch vernachlässigt habe, und er plädiert für das gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Sonst noch im Visier des Regiermeisters: Kreuzberg mit „Svevo“ und „Bar Centrale“ und Prenzlauer Berg, wo er im „Gugelhof“ die Karte beiseite lässt und entschlossen Tarte flambée ordert: „Immer gut!“ bm

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