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Berlin: Ablegen zum Auflegen

Diesen Sonnabend wollen 3000 Partygänger auf Booten die Spree entlang schippern und feiern Die beiden Macher sind szenekundig – und laden zum Mittanzen am Ufer ein

„Mensch, die Idee hatte ich auch schon mal!” Den Satz hat Bob Shahrestani schon oft gehört. „Es liegt an der Spree natürlich nahe, mal so eine Art Loveparade auf Booten zu machen. Nur ohne Laufpublikum eben”, sagt der 41-Jährige mit den braunen Wuschelhaaren und den lustigen blauen Augen. Er und sein Partner Thomas Kleutgen haben das Dampferrad also nicht neu erfunden, als sie 2009 die „Berlin, Beats & Boats“ ins Leben riefen. Doch vor ihnen hatte noch niemand den Mut und die Ausdauer, die Idee im größeren Stil in die Tat umzusetzen. An diesem Samstagmittag startet die Bootsparade der großen Berliner Electro-Labels zum dritten Mal. Die zehn schwimmenden Dancefloors mit ihren rund 3000 erwarteten Gästen schippern von Mitte zum Müggelsee.

Längst ist die Veranstaltung ausverkauft, doch wer möchte, kann sich dem sommerlichen Partyevent am Ufer anschließen. Bereits ab 16 Uhr lädt der neue Veranstaltungsort „Rummelsburg“ auf dem Spreegelände des ehemaligen Kraftwerks Rummelsburg an seinen feinen Sandstrand und vor die Plattenteller. Shahrestani und Kleutgen haben die Strandbar mit Liegestühlen und Strandkörben, den thailändischen überdachten Daybeds, den Beach-Soccer- und Volleyballfeldern und dem gemütlichen möblierten Grillgelände „Nachbars Garten“ gegenüber vom Plänterwald Anfang Juni eröffnet. Nach 25 Jahren Zusammenarbeit ist es damit das erste Mal, dass die Macher der Veranstaltungsagentur „Workisplay“ und der mobilen Partyreihe „Stadt.Strand.Fluss“ sesshaft werden.

Shahrestani und Kleutgen lernen sich in München kennen, wo der heute 49-jährige Kleutgen die „Macht der Nacht”, eine Art Techno-Event-Wanderzirkus, organisiert und Shahrestani kellnert. Die Begeisterung für die elektronische Tanzszene bringt sie rasch zusammen, 1993 gründen sie mit Freunden „Partysan”, das erste kostenlose Magazin für die Electro- und Houseszene mit Event-Ankündigungen und -Rezensionen. Die nächsten Schritte unternehmen Shahrestani und Kleutgen bald schon in Richtung Veranstaltungsmanagement. Seit nun 18 Jahren organisieren sie unter anderem das Techno-Wochenende „RaveOnSnow“ zwischen Piste und Clubs im österreichischen Saalbach-Hinterglemm und seit elf Jahren den „Thaibreak“. Für zwei Wochen reisen dann House- und Technofans in die thailändische Sonne und feiern und chillen dort am Strand und in kleinen Holzhütten. Kleutgen ist jedes Jahr als Organisator dabei. „Anderen Urlaub brauche ich nicht“, sagt der Neuköllner, der gerade Vater geworden ist und mit Shahrestani vor rund zehn Jahren von München nach Berlin zog. Wegen der lebendigen Partyszene, die beide bei unzähligen Berlin-Besuchen schon seit den 80er Jahren begleiten, aber auch, weil damals Shahrestanis Großmutter krank war und er sich so täglich um sie kümmern konnte. Den persischen Namen hat der unermüdliche Partygänger mit einem Master in Betriebswirtschaftslehre von seinem Vater: Die ersten sieben Jahre seines Lebens verbrachte der Wahl-Neuköllner im Iran, die folgenden sieben in Spanien, bis er mit seiner Mutter nach München zog, wo er 1986 die erste „After Hour“ ins Leben rief.

Nun also haben Shahrestani und Kleutgen Anker geworfen in Rummelsburg. Der Vertrag mit dem Geländeeigentümer Vattenfall läuft erstmal für diesen Sommer, Verlängerung möglich. Es wird wohl ein bisschen darauf ankommen, wie viele Menschen den Weg hinaus finden. Da die Strandbar immer nur bei schönem Wetter öffnet, ist der romantische Sonnenuntergang über dem Plänterwald jedenfalls so gut wie garantiert.

Rummelsburger Landstraße 2-12. „Berlin, Beats & Boats geht weiter” an diesem Samstag ab 16 Uhr, fünf Euro. Weitere Öffnungszeiten: An schönen, sonnigen Tagen ab 16 Uhr, sonntags beim „Sunday Getaway“ Electro-Partys von 12 bis 22 Uhr. Tagesaktuelle Informationen auf www.rummelsburg-berlin.de.

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