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Strammen Schrittes in Richtung Ausgang: Berlins Finanzsenator Ulrich Nußbaum.

© Bernd von Jutrczenka / dpa

Abschied des Finanzsenators in Berlin: Ulrich Nußbaum: Der Diener eines Herrn

Ulrich Nußbaum bekommt noch eine Dankesurkunde, dann geht er in den Skiurlaub. Er hinterlässt große Aufgaben.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Klaus Wowereit hat ihn 2009 aus Bremen geholt. Aber jetzt heißt es Abschied nehmen. Der parteilose Finanzsenator und wohlhabende Unternehmer Ulrich Nußbaum gibt sein Amt mehr oder weniger freiwillig auf, weil er nur dem einen Herrn dienen wollte, mit dem er sich auf Augenhöhe sah. Aber der Regierende Bürgermeister Wowereit tritt am Donnerstag zurück, und mit ihm verliert Nußbaum das Amt. Mit dem neuen Regierungschef Michael Müller verbindet ihn nichts.

Doch während Wowereit in der vergangenen Sitzung des Abgeordnetenhauses von allen fünf Fraktionen verabschiedet wurde, war SPD-Fraktionschef Raed Saleh der Einzige, der auch dem Finanzsenator „Dankeschön“ sagte. Mit verschränkten Armen saß Nußbaum auf seinem Platz und verließ zeitweilig den Saal, als sein Dienstherr sogar von der Opposition gefeiert wurde. Am Donnerstag überreicht ihm Wowereit, quasi als letzte Amtshandlung, noch eine Dankesurkunde. Eine Woche später fährt Nußbaum in Skiurlaub.

Einige Landesunternehmen werden froh sein, dass er geht

Er will in Berlin bleiben, sein Fischgroßhandel in Bremerhaven braucht ihn offenbar nicht vor Ort. Der Ex-Finanzsenator will sich, so die spärliche Ankündigung, in der Hauptstadt unternehmerisch betätigen. Ein fröhlicher Nußbaum mit Einstecktuch im Jackett und modisch geknotetem Schal vor gepackten Umzugskartons – so präsentierte er sich vor ein paar Tagen in der Boulevardpresse. Einige Vorstände von Landesunternehmen, die sich von ihm drangsaliert fühlten, werden froh sein, dass er geht. Das gilt auch für eine größere Zahl von Sozialdemokraten.

Die Christdemokraten haben Nußbaum still abgehakt. Der erbitterte Streit in der Koalition um die Vergabe der Strom- und Gasnetze bleibt in der CDU unvergessen und muss jetzt mit dem neuen Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen weiter ausgefochten werden. Vielleicht in einem freundlicheren Ton. Die Bezirke werden weiter um ihr knappes Personal kämpfen müssen, aber sie hoffen für die Zukunft auf mehr Verständnis des neuen Geldgebers im Senat. Auch andere Hausaufgaben hat Nußbaum nicht mehr erledigen können, etwa die Fusion der landeseigenen Immobiliengesellschaft BIM mit dem Liegenschaftsfonds. Ein anderer Umgang mit öffentlichen Grundstücken, der sich nicht nur an der maximalen Verwertung orientiert, könnte nach jahrelangem Hickhack jetzt doch noch realisiert werden.

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