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Berlin: Abschied in Würde

Im Ricam-Hospiz verbringen todkranke Menschen ihre letzten Tage – das Haus braucht dringend Spenden

Jetzt aber noch schnell bei der Bank vorbeispringen, dann die Jacke aus der Reinigung abholen, und vorher rasch einkaufen. Ärgerlich: Jetzt klaut doch einer den Parkplatz! Und dann das Gedränge an der Kasse.

Umdenken. Abschalten. All diese Alltagssorgen werden unbedeutend, wenn es um Existenzielles geht. Wenn Vergänglichkeit spürbar wird. Wenn die Tage gezählt sind, an denen man sich überhaupt noch an Sonnenstrahlen erfreuen kann, die durchs Fenster fallen. Wenn der Tod nahe ist.

Viele Menschen sterben in dieser Stadt vereinsamt. Ohne den liebenden Blick eines nahe stehenden Menschen, ohne eine Hand, die beruhigend auf dem Arm ruht. Viele sterben allein daheim oder im technisch hochgerüsteten Krankenzimmer.

Menschen wie ihnen will das Neuköllner Ricam-Hospiz einen Abschied in Würde ermöglichen. Das hilft vor allem denjenigen, die keine Familie haben oder jenen, deren Angehörige überfordert sind. Gegründet wurde das Hospiz 1998 von zwei Krankenschwestern. Es war die erste Einrichtung dieser Art in Berlin. Fünfzehn Patienten verbringen im Dachgeschoss-Hospiz ihre letzten Tage, Wochen oder Monate. Hell und freundlich ist es hier, ein Brunnen plätschert, Tannenzweige überall. 32 Hauptamtliche und 60 Ehrenamtliche kümmern sich in der Delbrückstraße 22 um die Patienten – die jüngste war 19, der älteste über 100.

Helga Scheidt aus Wilmersdorf hatte vor anderthalb Jahren im Tagesspiegel eine kleine Notiz gelesen. Damals suchte das Hospiz ehrenamtliche Helfer. Seitdem kommt Frau Scheidt jede Woche einmal nach Neukölln. Die 63-Jährige arbeitete früher als Sozialarbeiterin in der Krebsberatungsstelle. Dass im Ruhestand nun doch einmal Schluss sein müsse mit all diesen unangenehmen Themen, daran dachte sie ganz und gar nicht. „Ich bin sehr dankbar für alles, was mir hier geschenkt wird“, sagt Helga Scheidt. Andere Menschen beim Sterben zu begleiten heißt auch, sich des eigenen Lebens bewusster zu werden. Machmal sind es kleine Gesten der Dankbarkeit, die anrühren und erfüllen. Frau Scheidt hat das schon oft erfahren.

Im Hospiz soll das Leben menschlich warm und voll ausklingen. Deshalb möchte das Hospiz CD-Player anschaffen, aber auch die musiktherapeutische Betreuung weiter anbieten können. Für einige Schwerkranke ist Essen eine der letzten Freuden. All das kostet Geld, und das fehlt vorne und hinten, sagt Geschäftsführerin Dorothea Becker. Im Flur ist gerade ein Weihnachtsbazar aufgebaut, doch der bringt nur Kleingeld in die Kasse.

Die Einrichtung muss sich hauptsächlich über Spenden finanzieren, und deshalb hofft das engagierte Team jetzt auf die Großzügigkeit der Tagesspiegel-Leser. Mit Ihrem Geld können Sie andere ein kleines bisschen glücklicher machen.

Wie die 70-jährige Dame. Erika hat Krebs, nach 12 Jahren ist die heimtückische Krankheit wiedergekommen. Ihr Zimmer ist voller Familienfotos, einen großen Fernseher gibt es auch, und dieses Beatmungsgerät auf der Erde. „Ich habe ja die Hoffnung, dass ich das blöde Ding bald nicht mehr brauche“, sagt sie. Bei all der liebevollen Betreuung gewinnen viele Patienten im Hospiz neuen Lebensmut und können manchmal sogar wieder nach Hause entlassen werden. Die schlanke Frau findet es im Hospiz „einfach wunderbar“. Helfen Sie mit Ihrer Spende dabei, dass das Ricam-Team weiterarbeiten kann.

Wenn Sie die Tagesspiegel-Spendenaktion unterstützen möchten: Stichwort „Menschen helfen!“, Kontonummer 250030942 bei der Berliner Sparkasse mit der Bankleitzahl 10050000. Bitte geben Sie auf dem Beleg Ihren Namen und die Anschrift komplett an, damit wir den Spendenbeleg zuschicken können. Auch Online-Banking ist möglich.

Annette Kögel

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