zum Hauptinhalt

Berlin: Abschied mit Monopoly

Das Berufsbild des Herausgebers ist ein wenig schillernd, setzt aber doch regelmäßige Anwesenheit in der Redaktion voraus. Seit 1997 ist Hellmuth Karasek TagesspiegelMitherausgeber gewesen, hat sich eingemischt, unzählige Kolumnen geschrieben und tapfer Minderheitenpositionen vertreten – und war doch immer geistig-moralischer Hamburger, denn dort lebt seine Familie.

Das Berufsbild des Herausgebers ist ein wenig schillernd, setzt aber doch regelmäßige Anwesenheit in der Redaktion voraus. Seit 1997 ist Hellmuth Karasek TagesspiegelMitherausgeber gewesen, hat sich eingemischt, unzählige Kolumnen geschrieben und tapfer Minderheitenpositionen vertreten – und war doch immer geistig-moralischer Hamburger, denn dort lebt seine Familie. Mit diesem Nord-Ost-Spagat ist nun Schluss. Karasek verlässt Berlin und den Tagesspiegel, um von Hamburg aus für die „Welt“ tätig zu werden, nicht mehr als Herausgeber, sondern nur noch als Autor ohne Konferenzstress. „Ich wollte nicht mehr Fahrschüler sein“, sagt er am Mittwoch anlässlich der Verabschiedung von Verlag und Redaktion. Tagesspiegel-Geschäftsführer Joachim Meinhold bedankte sich bei dem notorischen Brettspieler mit einem „Monopoly“ in der Tagesspiegel- Version, in der die Potsdamer Straße den Platz gleich hinter „Los“ besetzt. Und Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff zitierte Nestroy, an dessen Weisheiten sich auch Karasek gern delektiert: „Überhaupt hat der Fortschritt das an sich, dass er viel größer ausschaut, als er wirklich ist.“ Karasek revanchierte sich, so ist er nun einmal, mit Anekdoten. Vom ersten Kontakt mit dem Tagesspiegel in der Wohnung seiner Schwiegermutter, die nach Osten wies: „Von hier bis Rotchina nur noch Kommunisten!“ Das hat sich geändert – aber Hamburg bleibt im Vergleich der sicherere Ort.bm

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false