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Berlin: Abschied von den Trickfilmstars im Europa-Center - Ausverkauf von Bugs Bunny & Co.

"Hier herrscht der Ausnahmezustand", sagt Harald Metzler, ohne den Blick vom Kassentisch zu heben. Der Filialleiter des "Warner Bros.

"Hier herrscht der Ausnahmezustand", sagt Harald Metzler, ohne den Blick vom Kassentisch zu heben. Der Filialleiter des "Warner Bros. Studio Store" im Europa-Center sucht mit der einen Hand das Preisschild des T-Shirts, in der anderen hält er schon das Code-Lesegerät bereit. Neben ihm liegt ein ganzer Berg Hemden, Basecaps und Kartons, auf denen beliebte Comic-Figuren wie der Hase Bugs Bunny abgebildet sind. Metzler kassiert am Fließband - und die Schlange wird immer länger.

Bis zum 22. Januar will der Unterhaltungskonzern "Warner Bros." seine Berliner Dependance leer räumen, und die Rabatte haben sich herumgesprochen. "Weg da", faucht eine junge Frau eine Mutter an, die ihren kleinen Jungen an der Hand hält. Das Kundeninteresse an Comic- und Filmaccessoires scheint ungebremst zu sein - der Laden schließt trotzdem. "An mangelndem Umsatz hat es nicht gelegen", sagt Metzler, der mit dem Standort Europa-Center zufrieden war. Man habe einen Unternehmer gesucht, der den Laden unter Lizenz von Warner selbstständig weiterführen sollte. Als die Suche nach dem Franchise-Partner jedoch erfolglos blieb, habe die Konzernzentrale in den USA angeordnet, den Laden zu schließen. Im Heimatland der Themen-Shops sind die Umsätze von Läden wie dem Warner-Store ohnehin eher rückläufig. 42 Mitarbeiter beschäftigte der Unterhaltungskonzern in Berlin, überwiegend Teilzeitkräfte und Studenten. Sie müssen sich jetzt einen neuen Job suchen. Bis auf weiteres gibt es damit in Deutschland keinen Warner-Bros.-Laden mehr - worüber manch ein Comic-Fan unglücklich sein dürfte. Wer demnächst Frühstückstassen mit Warner-Logo, Batman-Biergläser, Tweety-Kissen oder der tolpatschige schwarze Kater Sylvester als Stofftier kaufen möchte, muss eine Reise in die USA oder nach England auf sich nehmen.

Filialleiter Metzler kann den Cartoon-Fans allerdings Hoffnung machen: Sobald ein Partner gefunden sei, werde es möglicherweise auch in Berlin wieder eine Neueröffnung geben. "Allerdings nicht hier im Europa-Center", mutmaßt er. Es gebe mittlerweile in der Stadt "bessere Lagen". Er hat gehört, dass eine österreichische Firma die Ladenflächen anmieten will. Die "Libro"-Kette wolle künftig im Europa-Center Bücher und CDs vertreiben. Beim Center-Management will man sich dazu nicht äußern: "Die Vertragsverhandlungen laufen noch".

Der Comic-Spezialladen ist nicht das erste Geschäft, das dem Europa-Center den Rücken kehrt. Seit einiger Zeit hat die vor 35 Jahren eröffnete Berliner Einkaufspassage mit Leerstand und sinkender Attraktivität zu kämpfen, und einige Ladenbetreiber im ersten Stock klagen über mangelnde Laufkundschaft. Bereits im September war die Filiale des Herrenausstatters "Erdmann-Moden" ausgezogen. Die Betreiber des Einkaufszentrums haben den Laden jetzt an die Bekleidungskette "Esprit" vermietet.

Vor kurzem wurden zwar Umbauarbeiten im Europa-Center abgeschlossen, viel geändert hat sich aber nicht: Die Kunden flanieren jetzt lediglich auf einem helleren Bodenbelag. Mitte des kommenden Jahres sollen Bauarbeiten am Center-Hochhaus beginnen, in der Einkaufspassage wird jedoch auch dann alles beim Alten bleiben - wenn man von Duffy Ducks Abschied vom Europa-Center einmal absieht.

Johannes Metzler

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