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Valerians Vater, Arsène Verny, eröffnet die Gedenkveranstaltung für seinen tödlich verunglückten Sohn.

© Doris Spiekermann-Klaas

Abschied von Valerian Verny: Gedenkveranstaltung für tödlich verunglückten S-Bahn-Surfer

Anfang März kam der 19-jährige Valerian beim S-Bahn-Surfen in Berlin ums Leben. Mit einer Gedenkveranstaltung im Schlossparktheater in Steglitz haben Freunde und Familie nun von ihm Abschied genommen.

Von Susanna Nieder

„Valerian hat seine Jugend in vollen Zügen genossen. Er hat sich die Nächte um die Ohren gehauen – aber auf seine Kindergruppen war er immer penibel vorbereitet“, sagt Daniel Claus. Der 20-Jährige moderiert die Gedenkveranstaltung für den 19-jährigen Valerian Verny, der in der Nacht zum 5. März tödlich beim S-Bahn-Surfen verunglückte.

Mit Ausnahme der Pianistin Vera Claus sind alle, die an diesem Mittwochmorgen auf der Bühne des Schlossparktheaters in Steglitz stehen, sehr jung – manche gehen erst in die erste Klasse, die Ältesten sind um die 20. Während hinter ihnen Bilder des schönen, lebenslustigen Valerian an die Wand projiziert werden, erinnern sie an den Freund und Lehrer, der gesellig und neugierig aufs Leben war, Bücher und Reisen liebte und unbedingt Schriftsteller werden wollte.

Valerians Kusinen Antonia und Friederike und seine Freundin Viola lesen Texte, die er geschrieben hat. „Man hilft einander, um sich selbst zu helfen. Glücklich wird man nicht alleine“, steht da und: „ ... in meinen Idealen liegt meine Bestimmung. Mein Glauben. Und mein Glück. Diesen soll und will ich folgen.“ Und: „Vergiss nie, dass es Engel gibt.“

Valerian Arsène Verny studierte Literaturwissenschaften und Philosophie und leitete als Dozent der Literaturinitiative Berlin (LIN) sieben Kindergruppen, in denen Kinder und Jugendliche gemeinsam lesen, Texte analysieren, sich gegenseitig Bücher vorstellen, auf Autorenlesungen gehen und so an die Literatur herangeführt werden. Bei einer Galaveranstaltung der LIN im vergangenen Januar stand er selbst als Moderator auf dieser Bühne.

Schüler der Nord-Grundschule präsentieren eine Szene, die Valerian Verny mit ihnen eingeübt hat.
Schüler der Nord-Grundschule präsentieren eine Szene, die Valerian Verny mit ihnen eingeübt hat.

© Doris Spiekermann-Klaas

„Valerian, du warst ein toller Lehrer!“ und „Warum hast du das gemacht?“, steht auf Bildern, die jetzt an die Wand projiziert werden. Kinder aus seinen Gruppen haben sie nach seinem Tod gemalt. Sie können nicht begreifen, warum er in der Nacht vom 5. auf den 6. März mit vier Freunden an der S-Bahn Yorckstraße auf das Zugdach stieg. Bis zur Julius-Leber-Brücke ging es noch gut, aber der Tunnel zwischen dieser und der folgenden Station lässt höchstens 30 Zentimeter Platz zwischen Zugdach und Tunneldecke. Soviel man weiß, wurde Valerian vom Zug gerissen. Als die Freunde an der S-Bahn Schöneberg sein Fehlen bemerkten und Hilfe holten, konnte der Notarzt nur noch seinen Tod feststellen.

Als letzten Punkt in dem beeindruckenden anderthalbstündigen Programm stellen Kinder das Bilderbuch „Für immer“ des Berliner Autors Kai Lüftner vor. Es handelt von einem kleinen Jungen, dessen Vater gestorben ist. Valerian hat Kai Lüftner sehr gemocht, wollte ihn bald interviewen und trug sein Buch „Das Kaff der guten Hoffnung“ bei sich, als er starb.

Um sein Andenken lebendig zu halten, haben Valerians Eltern, Arsène Verny und Sabine Adolph-Verny, die „Valerian Arsène Verny Stiftung für literarisch begabte Kinder und Jugendliche“ gegründet. Ihr Sohn hat für die Literatur gebrannt, und dieses Feuer wollen sie weitertragen. „Denkt an die Stiftung, denkt an Valli und passt auf euch auf“, schließt Daniel Claus seine Moderation. Der Verlust ist unfassbar – aber durch die Stiftung entsteht das Gefühl, dass auch etwas Neues begonnen hat.

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