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Bislang bildeten sie eine Doppelspitze in Berlin: Georg Pazderski und Beatrix von Storch.

© imago/Metodi Popow

Absetzung von Beatrix von Storch: Revolution mit Ansage

Beatrix von Storch wurde beim Parteitag am Wochenende als AfD-Landesvorsitzende abgesetzt - scheinbar überraschend. Doch war der Vorstoß schon länger geplant?

Zielstrebig war Beatrix von Storch, bislang Co-Vorsitzende der Berliner AfD, aufs Podium marschiert, hatte das Mikrofon zu sich herangezogen und zu Protokoll gegeben: „Ich schlage Georg Pazderski als Vorsitzenden vor.“ Verständlich dabei ihre steinerne Miene: Kurz zuvor hatte die Berliner AfD beschlossen, künftig keine Doppelspitze mehr zu wollen – bislang bestand die aus Pazderski und von Storch –, sondern eine Einerspitze. Und eine Kandidatur gegen Pazderski kam für Storch ganz offensichtlich nicht in Frage.

Für viele war die Entscheidung für die Einerspitze beim Parteitag am Samstag eine Überraschung. Galt die Doppelspitze doch trotz Gerüchten über eine mögliche Kampfkandidatur als gesetzt. Von Storchs zielstrebige Reaktion wies zwar zumindest darauf hin, dass sie gefasst darauf gewesen sein muss, dass jemand einen Antrag auf eine Einerspitze stellen könnte. Doch war der Vorstoß schon länger geplant?

Kein "Promi-Bonus" in der AfD

Gestellt hatte den Antrag Marius Radtke, Zahnarzt und Co-Sprecher der AfD in Lichtenberg. Er gilt als umtriebig, tritt aber öffentlich wenig in Erscheinung. Beigepflichtet hatte Radtke dann der umstrittene AfD-Abgeordnete Andreas Wild, der von der Fraktion im Abgeordnetenhaus ausgeschlossen wurde. Es solle nicht „eine Landesvorsitzende kaum anwesend sein, aber den Ruhm einstreichen“, sagte er mit Blick auf von Storch, die wegen ihrer Tätigkeit als Europaabgeordnete nur begrenzt Zeit im Landesverband verbringen konnte. Mittlerweile ist sie Vize-Fraktionschefin im Bundestag. Die AfD gewähre eben keinen „Promi-Bonus“, sagt ein Parteifunktionär. Und halte jemand eine flammende Rede, ließen sich die Mitglieder gerne mitreißen.

Pazderski wusste von der Überlegung

Spontan kam der Vorstoß trotzdem nicht. Tatsächlich rumort es im Landesvorstand bereits schon länger angesichts der „Ämterhäufung“ bei von Storch. „Das empfinden einige Mitglieder als unzulässig“, berichtet ein AfD-Mann. Landeschef Pazderski wusste ebenfalls um die Überlegung, eine Einzelspitze zu installieren. Mehrere AfD-Mitglieder hätten ihn im Vorfeld angesprochen und gefragt, ob er es auch alleine machen würde. Darunter Zahnarzt Radtke. Dieser habe angekündigt, einen entsprechenden Antrag stellen zu wollen. „Ich habe ihm gesagt: Ich bin da offen“, sagt Pazderski. Er habe auch mit von Storch über diese Möglichkeit gesprochen. Unrecht ist es Pazderski nun offenbar nicht, dass er künftig allein am Steuer sitzt und von Storch nur noch stellvertretende Vorsitzende ist: „Eine Einerspitze hat immer Vorteile – Verantwortung ist schließlich unteilbar.“

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