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Berlin: Abwarten und Latte Macchiato trinken

Nachdem die Betreiber der Einstein Coffee Shops Insolvenz angemeldet haben, versuchen sie, ihre Mitarbeiter zu beruhigen: Keiner muss gehen. Die Konkurrenz soll an der Pleite nicht schuld sein

Zuerst war Ireen Kautz, Filialleiterin im Einstein Coffee Shop am Hackeschen Markt, geschockt, dann besorgt und am Ende doch beruhigt. Zumindest sagt sie das.

Am Freitag hat die 22-Jährige erfahren, dass ihr Arbeitgeber, die Einstein Coffee Shop AG, Insolvenz angemeldet hat. Kurz darauf trafen sich alle Leiter der neun Filialen der Kette beim Insolvenzverwalter. „Da haben sie uns gesagt, dass man nach einem Investor sucht und es Interessenten gibt“, berichtet Ireen Kautz. Die 20 Festangestellten und 60 Aushilfen müssten nicht entlassen werden. Die Filialleiterin konnte erstmal aufatmen. Eine offizielle Versammlung für alle Einstein-Coffee-Shop-Mitarbeiter wird es am Montag geben.

Für die meisten Angestellten kommt die Nachricht sicherlich überraschend, waren doch durchweg alle Filialen immer gut besucht. In die Shops rauschen Geschäftsleute, die auf die Schnelle in der Mittagspause einen Kaffee im Pappbecher und ein eingepacktes Sandwich auf den Weg ins Büro mitnehmen. Genauso kommen aber diejenigen, die sich gemütlich hinsetzten und ihren Espresso im Tässchen genießen. „Kunden waren immer da“, betont Geschäftsführerin Sonia Laneus. Warum es dennoch nicht reichte? Seit der Einführung der Shops im September 1999 „sind wir zu schnell expandiert“, erklärt Laneus. Expansionen seien aber nur möglich, wenn das nötige Geld auch vorhanden ist. „Wir mussten uns eingestehen, dass wir daran gescheitert sind.“ Mit der Konkurrenz, insbesondere der amerikanischen Starbucks-Kette, die sich im Mai in Berlin angesiedelt hat, habe die Insolvenz nichts zu tun, lässt Laneus wissen. Überhaupt sei sie ziemlich optimistisch, was die Auffanglösung betreffe, um die sich das Unternehmen jetzt bemüht. „Der bleibt, die Kaffeesorte bleibt und die Mitarbeiter bleiben auch“, versichert sie. Die Kaffeehäuser in der Kurfürstenstraße und Unter den Linden sind von der Insolvenz übrigens nicht betroffen.

Am Hackeschen Markt, wo eine der drei Starbucks-Filialen steht, ist der stellvertretende Chef, Marius Smiechura, völlig überrascht darüber, dass die Konkurrenz Insolvenz angemeldet hat. „Meiner Meinung nach hat jeder der Ketten etwas Besonderes, und die Geschmäcker sind verschieden. Eigentlich ist in Berlin genug Platz für alle“, ist er überzeugt. Außer am Hackeschen Markt, da sei mit fünf Coffee-to-go-Läden in unmittelbarer Nähe alles zu. Die Konkurrenten der Caras-Kette schräg gegenüber „wollen sich zum Mitbewerber gar nicht äußern“, erklärt eine Angestellte, nachdem sie mit der Geschäftsleitung telefoniert hat.

Der Inhaber von „Coffeemamas“ im S-Bahnbogen am Hackeschen Markt hingegen vermutet, dass die Einstein-Coffee-Shop-Kette „Probleme im Personalbereich“ habe. Wahllos seien Ladenlokale wie etwa am Ku’damm gemietet worden, „die wahnsinnig viel Miete verschlingen“.

Ireen Kautz versucht weiter optimistisch zu bleiben. „Wir haben unsere Stammkunden, die uns wegen des wirklich guten Kaffees treu bleiben.“ Viele Touristen kämen, „weil ihnen der Name ,Einstein’ etwas sagt“. Als Souvenir kauften sie dann eine Kaffeetasse mit Aufdruck. Und die Kunden sollten doch auch bitte nicht ihre Bonusheftchen wegschmeißen – vorerst bleibt alles beim Alten. Äußerlich jedenfalls. Tanja Buntrock

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