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Berlin: Abzocke im Internet

57-Jähriger gestand beim Prozessauftakt im Landgericht einen Serienbetrug mit ausgespähten Kontodaten

Das Logo der Bank wirkte täuschend echt, die E-Mail klang seriös. Es gehe um eine verbesserte Sicherheit beim Onlinebanking, hieß es darin. Helmut G. wurde aufgefordert, im Zusammenhang mit dem sogenannten iTan-Verfahren verschiedene geheime Nummern für das betreffende Konto zu übermitteln. „Ich habe wohl nicht weiter nachgedacht, weil ich unter Druck stand“, sagte der Polizist gestern vor dem Landgericht. Er wurde Opfer von Betrügern.

Auf der Anklagebank sitzt ein 57-jähriger Mann aus Russland. In der Zeit von November 2006 bis August 2007 soll Mikhail B. Zugangsdaten von Bankkunden ausgespäht und von deren Konten Geld abgebucht haben. Den Ermittlungen zufolge entstand ein Gesamtschaden von rund 80 000 Euro. Vermutlich steckte B. nicht allein hinter der Betrugsserie. Die mutmaßlichen Komplizen aber sind bis heute unbekannt geblieben.

Mikhail B. hatte unter falschen Namen mehrere Konten eröffnet, bevor er die Kunden verschiedener Banken ausplünderte. Mal nannte er sich Elias A., mal trat er als Andro M. auf – und stets legte er einen gefälschten norwegischen Reisepass vor. Gingen Gelder ein, hob er sie umgehend ab. Das gab der untersetzte Mann mit Goldrandbrille zu Beginn des Prozesses zu, doch er legte nur ein pauschales Geständnis ab. Wie er auf den Schwindel kam, wie er eingefädelt wurde oder wer ihm half, verriet der Angeklagte nicht.

Abgezockt im Internet – dabei kannte der 59-jährige G. aus Niedersachsen die Warnungen vor „Phishing“. Das Wort setzt sich aus den englischen Begriffen „password“ (Passwort) und „fishing“ (abfischen) zusammen. Bankkunden werden immer wieder darauf hingewiesen, nie persönliche Zugangs- oder Kontodaten herauszugeben, wenn sie per E-Mail dazu aufgefordert werden. Der Beamte G. war Ende 2006 als Geschäftsführer einer Verkehrswacht geleimt worden. Vom Konto des Vereins wurden knapp 17 000 Euro abgebucht. Als er Anzeige erstattete, hätten ihn seine Kollegen belächelt, dass ausgerechnet ihm so etwas passiere, sagte der Polizist. „Aber als ich die E-Mail beantwortete, war ich so im Stress.“

Bundesweit sollen B. und seine mutmaßlichen Komplizen acht Konten ausgespäht und geplündert haben. Im Falle von Opfer G. übernahm die Bank den Schaden. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Kerstin Gehrke

Kerstin Gehrke

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