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Berlin: Acht- bis Zwölfjährige als "Kiezdetektive" unterwegs

Ein ungewohntes Bild im großen Sitzungssaal des Kreuzberger Rathauses: Auf jenen Stühlen, auf denen normalerweise die Bezirksverordneten Platz nehmen, saßen rund 40 Kinder. Die 8- bis 14-Jährigen hatten allesamt als "Kiezdetektive" ihren Stadtteil unter die Lupe genommen und präsentierten gestern den Politikern ihre Ergebnisse.

Ein ungewohntes Bild im großen Sitzungssaal des Kreuzberger Rathauses: Auf jenen Stühlen, auf denen normalerweise die Bezirksverordneten Platz nehmen, saßen rund 40 Kinder. Die 8- bis 14-Jährigen hatten allesamt als "Kiezdetektive" ihren Stadtteil unter die Lupe genommen und präsentierten gestern den Politikern ihre Ergebnisse. Bürgermeister Franz Schulz war in Begleitung von Jugendstadträtin Hannelore May zur ersten Kreuzberger "Kinderversammlung" erschienen - allerdings nicht, um die Sitzung zu leiten. Das hatte der zwölfjährige Fernando übernommen, der mit Klingel und Sanduhr darüber wachte, dass die Politiker ihre drei Minuten Redezeit einhielten. Zu den Beschwerden der Kinder sollten sie ohne Umschweife Stellung beziehen - und die Mängelliste der Detektive war lang: verkommene Spielplätze, schmutzige Straßen, gefährliche Hunde. Ausgerüstet mit Notizblock, Stadtplan und Einwegkamera waren sie losgezogen, um die Schattenseiten ihrer Lebensumgebung zu dokumentieren. Aber auch Schönes - nämlich die "Schätze" im Kiez - hielten die Kinder fest. Zu den letzteren zählen besonders beliebte Spielplätze und freundliche Gemüsehändler.

Der Sprecher der kriminalistischen Ermittlungstruppe aus dem Schülerladen Obentrautstraße beschwerte sich über die Autofahrer, die auf die Tempo-30-Beschränkung in der Straße keine Rücksicht nähmen. Als Beweis hielt er dem staunenden Publikum Fotos der Straßenschilder entgegen - "die Autofahrer beachten die Kinder gar nicht". Und überhaupt: "Diese Straße müssen Sie sich mal ansehen", ließ er den Bürgermeister wissen, der sich die Kritik auf einem Schreibblock notierte.

Gabriela Stangenberg gehört zu den Erwachsenen, die die Kinder auf ihren Rundgängen begleiteten. "Die nahmen ihre Aufgabe sehr ernst", sagt sie und zeigt ein Tagebuch für Kiezdetektive, das ihre Gruppe sich selbst gebastelt hat. Hier wurden "Schätze" und Schattenseiten schwarz auf weiß dokumentiert - eine Idee der Kinder. Natürlich habe sie hin und wieder geholfen, gibt sie zu. "Aber den kriminalistischen Blick hatten die Kinder selbst."

Die Aktion war Teil der Bürgerbeteiligung im Rahmen der Lokalen Agenda 21, und sieben Kreuzberger Einrichtungen, darunter die Schumacher-Grundschule, die Lenau-Grundschule und die islamische Grundschule, waren dabei. Im Sommer wollen sich die Kinder treffen, um zu sehen, ob das Bezirksamt seine Versprechen gehalten hat.Die Arbeit der "Kiezdetektive" kann als Ausstellung noch bis zum 26. Januar im ersten Stock des Rathauses Kreuzberg, Yorckstraße 4-11, begutachtet werden.

jom

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