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Berlin: Acht Präsidenten

Bundespräsident Johannes Rau hat alle seine Vorgänger gekannt und irgendwann auch persönlich mit ihnen zu tun gehabt. Gestern überreichte der Publizist Martin E.

Bundespräsident Johannes Rau hat alle seine Vorgänger gekannt und irgendwann auch persönlich mit ihnen zu tun gehabt. Gestern überreichte der Publizist Martin E. Süskind im Schloss Bellevue das bei DVA erschienene Standardwerk über die bundesdeutschen Staatsoberhäupter, dessen Herausgeberschaft er von dem erkrankten Günter Scholz übernommen hatte. Für Rau ein Anlass, eine Probe seiner AnekdotenKunst zu geben. Am lustigsten die von Karl Carstens, „der mich beinahe mal totgewandert hätte“. Am 18. Januar 1982 folgte er als nordrhein-westfälischer Ministerpräsident dem damaligen Bundespräsidenten auf einem 32 Kilometer langen Teilstück seiner Wanderung durch ganz Deutschland nach Essen: bergauf und bergab, im Schneetreiben. Carstens und seiner Frau hat man nichts von der Anstrengung angemerkt, und Rau hat sich am Ende auch höflich bedankt. Selten habe er sich allerdings von seinem persönlichen Bekenntnis zur Wahrheit so weit weg gefühlt. Mit Theodor Heuss hat er als junger Journalist Streit angefangen im Zusammenhang mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Vor Heinrich Lübkes Wiederwahl warnte der damalige Juso-Vorsitzende von Wuppertal. Die Schwächen der zweiten Amtszeit überlagerten heute die prägenden Reden der ersten Jahre und die Tatsache, dass er die Entwicklungshilfe entscheidend vorangebracht habe. Gustav Heinemann, mit dem er schon als sehr junger Mann zusammengearbeitet hat, begrüßte er nach der Wahl zum Präsidenten mit einem kernigen „Gustav, kennste mich noch von früher“, was einige der konservativen Herrschaften im Bundespräsidialamt ziemlich zusammenzucken ließ. Auch für Walter Scheel, Roman Herzog und Richard von Weizsäcker, „den großen Präsidenten und guten Freund“ fand er gute Worte. Kein Wunder, dass Johannes Rau, der aufgrund seiner langen Politikervergangenheit wohl auch das gesuchteste lebendige Geschichtsbuch des Landes ist, schon Anregungen für die nächste Auflage mitbrachte: eine Liste aller, die schon mal kandidiert haben und „etwas über die Kandidaten, die nicht kandidiert haben“. Bi

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