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Berlin: Achtung, Gratis-Klassik!

Sie sind ein Tipp für Kenner – und Sparer: die Konzerte, bei denen UdK-Musikstudenten das Spielen vor Publikum üben

Die Musikerin streicht die Haare hinters Ohr, konzentriert sich kurz, greift nach dem Bogen und schon erklingt die 6. Suite D-Dur von Johann Sebastian Bach. Das Publikum lauscht konzentriert. Bezahlt hat es für den Hörgenuss nichts. Denn das Konzert wird von der Universität der Künste (UdK) veranstaltet, bei denen die 1000 internationalen Studenten der Musikfakultät ihr Können zeigen – und das auf hohem Niveau.

„Unsere Studenten sollen mit den Konzerten lernen, vor einem Publikum zu spielen“, sagt Beate Rösner, die diese Konzerte organisiert. Fast jeden Tag finden deswegen Gratis-Konzerte in den Konzertsälen der UdK statt, die jedoch meist nur spärlich besucht sind. Denn die Aufführungen sind oft bloß Kennern bekannt, die neben dem freien Eintritt auch die besondere Atmosphäre der Studenten-Konzerte schätzen. „Außerdem sind diese Konzerte immer extrem abwechslungsreich“, erklärt ein Zuhörer seine regelmäßigen Besuche.

So war es auch beim „Corporate Concert“. Den Anfang machte Sarah Aeschbach mit ihrem Bach-Solo. Sie war vor ihrem Auftritt sehr aufgeregt, obwohl sie „bestimmt schon hundert Mal“ aufgetreten ist. „Aber wenn man da oben steht, gilt keine Ausrede mehr“, sagt die 25-Jährige. „Dann muss es einfach klappen.“ Vor allem, weil sie weiß, dass sie mit Bachs 6. Suite im Januar ihre Abschlussprüfung an der UdK bestehen will. Bis dahin muss sie noch einige Fehler ausmerzen, doch dann hofft sie auf ein Engagement in einem Orchester, vorzugsweise in Berlin oder in einer Stadt in ihrer Heimat, der Schweiz.

Dieser Schritt liegt für einen anderen Musiker des Abends in weiter Ferne. Der 15-jährige Gabriel Schwabe geht noch aufs Gymnasium – und ist bereits Student des Julius-Stern-Instituts, das zu der Universität der Künste gehört. Mit vier Jahren fing er an, Klavier zu spielen, mit sechs kam die Geige hinzu und seit seinem neunten Lebensjahr spielt Gabriel Cello. Das beherrscht er perfekt: „Le grand Tango“ des Argentiniers Astor Piazzolla spielt er beim UdK-Konzert ohne Noten, seine Finger rasen nur so über die Saiten des Cellos, und am Schluss bestätigen „Bravo“-Rufe seine außergewöhnliche Leistung. Für die probt Gabriel auch mehrere Stunden täglich am Klavier und auf dem Cello und hat mit beiden Instrumenten bereits zahlreiche Preise wie beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ gewonnen. Sein Traum ist, na klar, eine Solistenkarriere als Cellist – doch spätestens dann werden seine Konzerte Eintritt kosten.

Informationen und das Veranstaltungsprogramm der UdK gibt es unter der Telefonnummer 31852450, per E-Mail unter presse@udk-berlin.de oder im Internet unter www.udk-berlin.de

Aliki Nassoufis

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