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Berlin: Achtung: Vorfahrt für Radler

Anteil am Verkehr hat enorm zugenommen Spuren werden zulasten der Autos ausgebaut

Immer mehr Berliner steigen aufs Rad – und das täglich. Um 18 Prozent stieg von 2004 bis 2006 der Radverkehr, auch in den kommenden Jahren sollen es sprunghaft mehr werden: Im Jahr 2010 sollen 15 Prozent aller Wege per Rad zurückgelegt werden, derzeit sind es 12 Prozent. In der Innenstadt sind es bereits jetzt 20 bis 25 Prozent. Absoluter Spitzenreiter in Berlin ist die Straße des 17. Juni mit 7100 Radlern täglich. Unter den Linden sind es 5900, an den Yorckbrücken noch 6000, obwohl die Straße für Radler zu den übelsten der Stadt gehört. Gezählt hat sie jetzt erstmals der Senat. Die Zahlen (siehe Kasten) zeigen, dass Radler schnelle Verbindungen wollen – und nicht in Seitenstraßen abgeschoben werden wollen. Gute, durchgehende Radverbindungen werden jedoch angenommen. Ein Beispiel ist die Monumentenstraße parallel zur Yorckstraße mit täglich 4800 Radlern.

„Das Fahrrad wird alltägliches Regelverkehrsmittel“, sagt Berlins oberster Verkehrsplaner Friedemann Kunst. Und deshalb sollen Radler noch mehr Platz bekommen, und mehr Geld gibt es künftig auch. „Investitionen in den Radverkehr sind sehr effizient“, begründet dies Berlins oberster Verkehrsplaner Friedemann Kunst – weil sie das Autoaufkommen verringern. Auch andere Großstädte hätten das Fahrrad als Verkehrsmittel der Zukunft erkannt. London, sagt Kunst, gebe jährlich pro Einwohner sechs Euro für Radverkehr aus – das ist das dreifache von Berlin. Auch in Paris und Barcelona gebe es eine „unglaublich offensive Förderung“. Der Chefplaner: „Wir müssen aufpassen, dass wir da mithalten.“

In Berlin werden nur sieben Millionen Euro pro Jahr ausgegeben, also zwei Euro pro Kopf. Im kommenden Jahr kommt eine Million hinzu, erstmals gibt es Geld, um bestehende Radwege zu sanieren. Diese sind oft in katastrophalem Zustand und stammen aus einer Zeit, als Räder weg von der Straße sollten, weil sie dort angeblich die Autos störten.

Die Zukunft für Radler sind jedoch markierte Radspuren auf der Fahrbahn, die bedeutend billiger sind als die früheren rot gepflasterten Wege auf dem Bürgersteig – und nach Angaben der Polizei auch sicherer.

Künftig sollen die Fahrradspuren noch besser und noch sicherer werden. Künftig solle ein zusätzlicher 50 Zentimeter breiter Schutzstreifen zwischen Radspur und Autoparkplätzen markiert werden, damit aufgerissene Türen Radler nicht mehr zu Fall bringen – mit zuweilen tödlichen Folgen. 20 Kilometer Spuren sollen jedes Jahr markiert werden, sagt Heribert Guggenthaler von der Verkehrsverwaltung. Anders als früher gehe dies mittlerweile zulasten des Autoverkehrs. So wurde auf zweispurigen Autostraßen eine Radspur markiert – Autos haben dort nur noch eine Spur. Positiver Nebeneffekt: „Mehr Sicherheit für alle, weil die Autos langsamer fahren“, sagt Guggenthaler. In der Berliner Straße in Pankow verliert nun sogar die Straßenbahn ihre eigene Trasse. Damit Radler eine eigene Spur bekommen, müssen Autos und die Tram sich den restlichen Platz teilen.

Trotz des von Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer propagierten Ziels der „Fahrradstadt Berlin“: Für Autostraßen wurden im vergangenen Jahr 280 Millionen ausgegeben – das 40-Fache.

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