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ADEL berichtet FOLGE  82: Guter Dackel, böser Bulle

Stefan Stuckmann zeichnet auf, wie unser Redaktionspraktikant Cedric zu Guttenberg die Stadt erlebt.

„Zum letzten Mal ...“, sage ich und drehe die Schreibtischlampe zum Volontär. „Wo hast du die 23 schwäbischen Immobilieninvestoren vergraben?“ Er lächelt, dann spuckt er mir ins Gesicht. „Verdammt!“, schreie ich, springe auf und will gerade den Stuhl nach ihm werfen, als mein Jungdackel Taxi auf den Tisch springt und mich drei Mal anbellt. „O.k., o.k.“, sage ich und hebe die Hände. „Dann übernimm halt! Wenn du mich brauchst: Ich bin im Pilates-Raum.“ Taxi nickt, dann schiebt er dem Verdächtigen einen Keks hin.

„Wahnsinn“, sage ich zum Volontär, als wir die Szene kurz darauf auf dem Smartphone betrachten, „wie authentisch deine Abscheu rüberkommt. War das sehr schwer zu spielen?“ Er wiegt den Kopf. Taxi dagegen ist immer noch nicht zufrieden und lässt das Set neu ausleuchten, damit sein Fell nicht so stumpf aussieht. Zugegeben, als der RBB am Montag bekannt gegeben hat, dass seine beiden bisherigen Berliner Tatort-Kommissare ihre Dienstmarken nächstes Jahr an den Nagel hängen, da war das auch für mich und Taxi ein schwerer Schlag. Weil wir den Sender in dieser schwierigen Phase der Neuorientierung aber nicht alleine lassen wollen, haben wir trotzdem sofort das Drehbuch für unser Bewerbungsvideo auf die Rückseite der Presseerklärung geschrieben.

„Ich weiß, das ist schwer für Sie“, sage ich drei Szenen später zu unserer Praktikantin und trete näher an den Servierwagen aus der Kantine. „Aber es ist wichtig, dass Sie Ihren Chef identifizieren.“ Dann hebe ich das Tischtuch hoch und zeige auf die drei Buletten. Die Praktikantin bricht weinend zusammen. „Schnitt!“, sage ich und klappe meinen Regiestuhl auf. „Also, ich weiß nicht, wie’s euch geht, aber von den Energien her sehe ich jetzt eigentlich eine Kussszene!“ Begeistert schaue ich in die Runde. „Super“, rufe ich eine Ohrfeige später der Praktikantin hinterher, während sie schimpfend treppabwärts stapft. „Die Power grad vor der Kamera, und wir wären alle längst zu Hause!“

Ach so, und bevor Taxi und ich gleich in den Hubschrauber für die große Verfolgungsjagd steigen: Morgen ist ja Bundestagswahl, und natürlich warten Sie auf unsere Wahlempfehlung. Nach langer Überlegung haben Taxi und ich entschieden, unseren unausgefüllten Wahlzettel als sogenannte „Wild Card“ mit dem Hinweis abzuschicken, uns nach Auszählung aller anderen Stimmen bitte einfach den Wahlsiegern zuzuordnen. Im Sinne sozialer Stabilität ist es für uns einfach wichtig, wenn wir und möglichst viele andere Deutsche sich als Gewinner fühlen.

Hochachtungsvoll,

Ihr

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