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ADEL berichtet FOLGE  85: Dackel macht Schule

Stefan Stuckmann zeichnet auf, wie unser Redaktionspraktikant Cedric zu Guttenberg die Stadt erlebt.

„Genau, die Hawaii mit doppelt Käse und dann einfach am Schulhoftor warten!“, sage ich ins Telefon, als mich Kreide am Kopf trifft. „Tschuldigung, wollten Sie auch was?“, frage ich den Lehrer. Neben ihm steht mein Jungdackel Taxi am Overheadprojektor und schüttelt den Kopf.

Zugegeben, ich habe mir unseren ersten Schultag auch anders vorgestellt, aber die Zeiten sind härter geworden, das erklären mir Paul und sein 12-jähriger Kumpel Chris, genannt „Kette“, schon gleich in der großen Pause, als sie mein Sakko am Kartenständer aufhängen und dabei vergessen, mir vorher Bescheid zu sagen, dass ich es ausziehen soll.

„Okay, und dann sind hier eure Pizzen“, sage ich eine Stunde später zu Paul und Kette, „und hier die zwanzig Euro, damit ihr euch nicht mehr im Kreis um mich aufstellt und mich... AUA!“

Ab 2016 soll auch an Berliner Schulen flächendeckend die Inklusion eingeführt werden und alle Kinder – unabhängig von ihren Stärken, Schwächen oder Behinderungen – gemeinsam unterrichtet werden. Doch solch eine Reform kann natürlich nur ein erster Schritt sein: Im letzten bundesweiten Vergleichstest hat Taxis Hundeschule bereits mehrere Berliner Gymnasien in den Bereichen Rechtschreibung, Biologie und Stöckchenfangen hinter sich gelassen. Ehrensache, dass er bei meinem Selbstversuch „Adel lernt mit Atze“, für den extra eine Brennpunktschulklasse aus den Herbstferien zurückbeordert wurde, mit dabei ist.

„Du da vorne, mit dem samtigen Fell!“, sagt jetzt der Mathelehrer und zeigt auf Taxi. „Rechne doch bitte mal die Gleichung hier zu Ende.“ „TAX-I! TAX-I! TAX-I!“ skandiere ich, während Taxi einen Stuhl an die Tafel schiebt und in das lange Stück Kreide beißt. Meine Mitschüler schauen mich irritiert an. „Was denn, ich dachte, das wird so eine Gruppenerfahrung?“, sage ich und setze mich wieder hin. Erst dann bemerke ich Taxis feuchte Pfotenabdrücke an der Tafel: Die Prüfungssituation macht ihn nervös – das hat er von mir, ganz klar. Sofort ziehe ich mein iPhone aus der Tasche. „Hatschiebenundvierzig!“, rufe ich kurz darauf in mein Taschentuch.

Doch kaum hat die Schulklingel die letzte Stunde und unser Experiment beendet, holt Taxi und mich per SMS auch schon wieder der Arbeitsalltag ein: „Der Volontär schreibt, wir sollen am Flitzermarathon teilnehmen. Hast du da was von gehört?“, frage ich. „18 Uhr im Tiergarten, ohne Hose.“ Taxi zuckt mit den Schultern. Egal. Job ist Job!

Hochachtungsvoll,

Ihr

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