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ADEL berichtet FOLGE  88: Wir feiern Deformationstag

Stefan Stuckmann zeichnet auf, wie unser Redaktionspraktikant Cedric zu Guttenberg die Stadt erlebt.

„Und denk dran“, sage ich zu meinem Jungdackel Taxi und ziehe mir die Skimaske mit Totenkopfaufdruck über, „wenn einer Stress macht, zielst du genau zwischen die Augen!“ Taxi nickt konzentriert und fletscht seine Zähne, zwischen denen er den Fernzünder für die Sprühsahne hält.

„Also, auf drei!“, sage ich und hebe erst den Daumen, dann den Zeigefinger, und habe mit dem Mittelfinger noch nicht mal gezuckt, als Taxi durch die von der Gewerkschaft durchgesetzte Dackelklappe in den Konferenzraum springt. Sofort reiße ich die Tür auf und renne mit meiner Sense in der Hand hinterher.

„Süßes oder Saures!“, rufe ich, muss aber sofort eingestehen, dass Taxi in seinem Halloweenkostüm als Zombie-Astronaut bereits ganze Arbeit geleistet hat: Der größte Teil der Kollegen drängelt sich panisch am anderen Ende des Raumes zum zweiten Ausgang. Zufrieden nimmt Taxi den Helm ab, als neben ihm der Volontär wach wird, irritiert auf sein Handy schaut und plötzlich aufspringt. „In der Kantine gibt’s Schnitzel!“, ruft er und hechtet über den Tisch. „Wer zu spät kommt, kriegt nur noch Beilagen!“

Zwei Teller Bratkartoffeln mit Reis später haben Taxi und ich unseren großen Halloweenreport dann in freier Wildbahn fortgesetzt. „Süßes oder Saures oder Glutenfreies!“, rufe ich versteckt hinter einer Biomülltonne im Prenzlauer Berg, während Taxi als Hipster-Einhorn verkleidet vor einem jungen Elternpaar posiert. Ich hab’ ja gleich gesagt, das weiße Glitzerhorn passt nicht zu den Skinny-Jeans und der Sonnenbrille, aber seitdem diese Lady-Gaga-Doku im Fernsehen lief, hat Taxi sich fest in den Kopf gesetzt, zu Halloween zwölf Bezirke in 24 Kostümen zu bespielen. Immerhin: Er ergattert eine Flasche Bionade und zwei Würste, die wir schon fast komplett verspeist haben, als wir das kleine Etikett mit der Aufschrift „vegan“ entdecken. Sofort hebe ich Taxi über die nächste Mülltonne. „Schnell, spuck aus!“, rufe ich. „Da ist bestimmt Salat drin!“

Nicht viel später müssen wir dann unsere Recherche vorzeitig abbrechen, weil wir als BVG-Kontrolleure verkleidet Bahn fahren und so tief in der Rolle drin sind, dass wir vorher kein Ticket lösen. „Nein, wir wollen IHRE Fahrkarten sehen!“, sage ich den angeblich echten Kontrolleuren, und das geht immerhin so lange gut, bis die beiden plötzlich von zwei Polizisten unterstützt werden, wir dagegen nur von einem Piraten und einer Nonne. Na ja, man kann nicht immer gewinnen.

Hochachtungsvoll,

Ihr

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