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Ohne Schwarz. In diesem Jahr wird eine politische Farbe auf dem Christopher Street Day fehlen. Die CDU darf nicht mit ihrem Wagen im Paraden-Pulk mitfahren.

© Kai-Uwe Heinrich

Ärger um schwul-lesbisches Straßenfest: Christopher Streit Day

Die Organisatoren des Christopher Street Day schließen die CDU von ihrem Umzug aus - Unionspolitiker reagieren darauf mit Unverständnis. Nun will der Lesben- und Schwulenverband vermitteln.

So wie es derzeit aussieht, wird Innensenator Frank Henkel (CDU) in diesem Jahr nicht beim Christopher Street Day feiern. Am 22. Juni findet die 35. Auflage der schwul-lesbischen Demonstration statt, wie immer werden Hunderttausende für Toleranz und Gleichberechtigung demonstrieren. Im vorigen Jahr hatte sich Henkel auf dem Wagen der CDU amüsiert – am Dienstag haben die Veranstalter Henkels Partei von der Teilnahme am Christopher Street Day ausgeschlossen. Der Grund: Die Ablehnung der steuerlichen Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften durch die CDU auf dem Bundesparteitag im Dezember.

„Hier stellt sich eine Partei mit ihren Beschlüssen über das Bundesverfassungsgericht“, zürnt Robert Kastl, Geschäftsführer beim Berliner CSD e.V. – dem Verein, der das Straßenfest seit 1999 in Berlin organisiert. „Wir demonstrieren auf dem CSD gegen Diskriminierung und für gleiche Rechte. Die CDU stellt sich diesen Zielen mit ihren Beschlüssen entgegen.“ Man wolle der CDU kein Podium bieten, sich tolerant und weltoffen zu präsentieren, während politisch eine andere Richtung eingeschlagen werde. „Wir wollen mit dem Ausschluss ein symbolisches Zeichen setzen. Wenn sich die CDU über das Grundgesetz stellt, hat sie auf dem CSD nichts verloren“, sagt Kastl.

Die Parade wird in diesem Jahr am Kranzlereck starten, über Wittenbergplatz und Nollendorfplatz in Richtung Großer Stern ziehen – mit einem Zwischenstopp vor dem Konrad-Adenauer-Haus, der Bundeszentrale der CDU. Dort sei eine Aktion geplant, sagt Kastl. Was genau passieren werde, wolle er noch nicht verraten. Die Parade endet am Brandenburger Tor, wo noch bis Mitternacht weitergefeiert werden soll.

Bei der Berliner CDU, die in den letzten Jahren die Nähe zur schwul-lesbischen Gemeinschaft in der Stadt suchte, versteht man die Entscheidung nicht. Generalsekretär Kai Wegner findet es „völlig unverständlich, die Berliner CDU vom CSD auszuschließen“ und wirft den Organisatoren seinerseits Diskriminierung vor. Durch den Beschluss habe „der CSD-Vorstand den breiten Konsens aller gesellschaftlichen Kräfte im Kampf gegen die Benachteiligung von Homosexuellen einseitig aufgekündigt“.

Martin Och, Berliner Vorsitzender des Arbeitskreises der Lesben und Schwulen in der Union, wehrt sich gegen eine pauschale Verurteilung aller Unionsmitglieder: „Der Beschluss schert alle über einen Kamm. Einzelne Meinungsäußerungen werden so gedeutet, als würden sie für die Meinung aller CDU-Mitglieder stehen. Das ist falsch.“ Stattdessen gibt Och zu bedenken, dass sich die Berliner Delegierten auf dem CDU-Bundesparteitag geschlossen für die steuerliche Gleichstellung von Lebenspartnerschaften ausgesprochen hätten. „Ich weiß nicht, was hier los ist, und ich weiß auch nicht, was sich Herr Kastl dabei denkt“, sagt Och.

Auch bei anderen schwul-lesbischen Organisationen wird die Entscheidung der CSD-Planer kritisch gesehen. Natürlich herrsche „großer Unmut“ über die CDU-Gleichstellungspolitik, sagt Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg, „aber dies rechtfertigt nicht den Ausschluss einer demokratischen Partei bei einer Demonstration“. Steinert bietet den Beteiligten ein klärendes Gespräch an, alle Seiten signalisieren Bereitschaft. Vielleicht darf Senator Henkel ja doch das Tanzbein schwingen.

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