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Berlin: Ärzte konsultieren Patienten

Trotz geringer Beteiligung wollen die Mediziner weiter streiken – und bitten ihre Kundschaft um Unterschriften für den Protest

Nach einer Woche Ärztestreik legte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) am Mittwoch erstmals eigene Zahlen über die Streikbeteiligung vor. Dazu wurden 99 von 120 Fachpraxen in Friedrichshain und Tempelhof befragt, die laut dem Dienstplan der KV am Dienstag hätten schließen sollen. 17 Praxen waren dicht, weitere 31 hatten ihre Sprechzeiten verkürzt oder zum Beispiel nur Notfall- oder Privatpatienten behandelt. „Hochgerechnet auf die anderen betroffenen Stadtgebiete beteiligte sich also fast jede zweite dazu aufgerufene Praxis an den Protesten“, sagt KV-Sprecherin Annette Kurth. Außerdem registrierte die KV seit dem ersten Streiktag am 29. Januar 330 Anrufer bei der Informationsnummer für Patienten.

Ursprünglich war geplant, dass fünf Wochen lang tausend Praxen komplett schließen sollten. Doch davon ist man mit dem Umfrageergebnis von siebzehn Prozent – sprich 170 geschlossenen Praxen – weit entfernt. „Es dauert, bis solche Aktionen anlaufen“, sagt Helmut Mälzer, Vorsitzender des Berufsverbandes der Orthopäden. „Die Ärzteschaft ist keine Einheitsgewerkschaft.“

Trotz der geringen Resonanz werden die niedergelassenen Fachärzte, wie berichtet, ihre Proteste gegen die rot-grüne Gesundheitspolitik fortsetzen und sogar ausweiten. Ab kommender Woche sammeln alle 6200 in Berlin niedergelassenen Ärzte – auch die Hausärzte, die sich nicht an den Streiks beteiligen – zusätzlich Unterschriften gegen die Gesundheitsreform. Ziel sei es, die wohnortnahe, fachärztliche Versorgung zu erhalten, sagte Mälzer. „Wir wissen dabei die Patienten an unserer Seite.“

Der Beschluss, die Praxisschließungen fortzusetzen, fiel am Dienstagabend nicht einstimmig. Von den 18 Berufsverbänden haben drei gegen eine Fortsetzung der Protestaktionen votiert. Die Fachärzteverbände werden sich das nächste Mal am 18. Februar für eine weitere Zwischenbilanz treffen.

Die Krankenkassen bedauern den Beschluss. „Damit blamieren sich die Mediziner nur“, sagt der Sprecher der Angestellten-Krankenkasse (DAK), Rüdiger Scharf. Schwarze Listen, auf denen Ärzte vermerkt werden, die sich an den Streiks beteiligen, gebe es aber nicht.

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