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Schon 1913 eröffnet: das Haus der Gesundheit am Alexanderplatz in Berlin-Mitte.

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Ärztliche Versorgung in Berlin: Haus der angekratzten Gesundheit

Der traditionsreiche Ärztestandort am Alexanderplatz in Berlin-Mitte bleibt – mit reduziertem Angebot. Hat der Kiez das Senator Czaja zu verdanken? Der zumindest feiert die Entscheidung als Erfolg.

Offenbar haben die Proteste gewirkt: Das „Haus der Gesundheit“ am Alexanderplatz bleibt vorerst erhalten – wenn auch personell ausgedünnt. Wie berichtet, werden viele Ärzte bis zu diesem Oktober wegziehen. Allerdings sollen nun vier von 19 bleiben: drei Allgemeinärzte und ein Urologe. Bald könnte zudem eine Gynäkologin neu ins Haus ziehen. Weitere neue Praxen könnten folgen. Das erklärte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Mittwoch nicht ohne Stolz im Beisein beteiligter Ärztefunktionäre und Klinikdirektoren – denn Niederlassungen von Medizinern sind ein kompliziertes Geschäft.

Ein kompliziertes Geflecht

Im denkmalgeschützten „Haus der Gesundheit“ behandeln Ärzte bis zu 70000 Patienten im Jahr. Praxen werden von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und den Krankenversicherungen zugelassen. In diesem Fall wurden die 19 Praxen vom Klinikkonzern Sana betrieben, die Ärzte sind also Angestellte. Sana wiederum will die Sitze zum Unfallkrankenhaus nach Marzahn verlegen. Dagegen demonstrierten Patienten in Mitte.

Das Haus der Gesundheit am Alexanderplatz.
Das Haus der Gesundheit am Alexanderplatz.

© Tsp/ Klöpfel

Nun übernimmt der katholische Klinikträger Alexianer die vier Praxen von Sana, dazu als Untermieter bis Ende 2015 die Räume. Das Gebäude selbst gehört der AOK. Die Krankenkasse berät noch, wie es 2016 weitergehen soll. Die Alexianer betreiben in Mitte schon das St.-Hedwig-Krankenhaus.

Erfolg für Czaja? In der Opposition wird das angezweifelt

Warum Czaja das alles als Erfolg feiert? Mitte ist gut mit Ärzten versorgt, schlechter als Charlottenburg zwar, aber besser als Marzahn. Und nach Marzahn sollten die Arztsitze ja verlegt werden. Noch vor einigen Monaten sagte Czaja sinngemäß, gegen die Schließung des Hauses lasse sich also wenig machen. Denn auch aus sozialpolitischen Gründen dürfen Praxen nur umziehen, wenn der neue Bezirk hinsichtlich seiner Arztdichte schlechter gestellt ist als der alte Bezirk. In der Opposition sehen einige die Rolle des Senators also kritisch. Czaja habe man zum Jagen tragen müssen, sagte Wolfgang Albers (Linke), Chef des Gesundheitsausschusses im Abgeordnetenhaus. Und wenn Mitte so gut versorgt sei, warum werden dann weitere Ärzte für das Haus am Alexanderplatz gesucht? Betrachtet man nicht die Bezirke, sondern die Nachbarschaft unmittelbar um das „Haus der Gesundheit“ herum, ergibt sich tatsächlich ein anderes Bild. Dieser Kiez am Alexanderplatz ist schlechter dran als Mitte im Schnitt.

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