zum Hauptinhalt
Das Hauptgebäude der Humboldt Universität in Berlin.

© Michael Kappeler/dpa

AfD-Politiker und HU-Professor: Maskierte greifen Dozenten der Berliner Humboldt-Uni an

Weil er sich in der AfD engagiert, ist ein Anglistik-Professor der Berliner Humboldt-Universität attackiert worden. Der Fall sorgt für Debatten.

Bei ihrer Gründung vor fast vier Jahren galt die "Alternative für Deutschland" (AfD) auch als Professoren-Partei. Jetzt wird an der Humboldt-Universität über den Anglistik-Professor Markus Egg gestritten, der seit 2013 AfD-Mitglied ist, damals für den Bundestag kandidierte und in diesem Jahr für die Bezirksverordnetenversammlung in Pankow. Egg ist Linguist und Leiter des Instituts für Anglistik und Amerikanistik. Studierende fordern jetzt seine "Absetzung" – und haben ihn an der HU körperlich angegriffen.

Ein Seminar Eggs haben am 8. November vier Maskierte gestört, einer übergoss Egg mit einem Wasserschwall. Die Aktivisten hinterließen einen Flyer, auf dem sie Egg "Konformität mit den menschenverachtenden Überzeugungen" der AfD vorwerfen. Es sei für eine Uni "inakzeptabel, rechten Meinungen einen Raum zu geben". Die HU habe strafrechtliche Schritte gegen Unbekannt eingeleitet, teilte ein Sprecher mit.

"Respektvoller Umgang" mit "konkurrierenden Ansichten"

Die HU hat den Übergriff verurteilt und mahnt einen "respektvollen Umgang" mit "konkurrierenden Ansichten" an. Uni-Mitglieder könnten Parteien oder Verbänden angehören, "solange diese auf der Basis von Rechtsstaatlichkeit und Verfassungsrecht stehen". Egg ist Sprecher des AfD-Verbands Pankow, wurde aber nicht in die BVV gewählt. Egg bezeichnet die Absetzungsforderung als "absurdes Ansinnen". "Ich bin Angehöriger einer demokratischen Partei, habe wie jeder Bürger ein Recht auf eine eigene Meinung und ein Recht auf politische Betätigung", sagte Egg auf Anfrage.

Studierendenvertretung findet Verhalten der HU falsch

Die Studierendenvertretung der HU – der Refrat – äußerte sich am Freitag: Dass die HU sich "völlig unkritisch auf die Seite eines Dozierenden schlägt, der aktives Mitglied in einer extrem rechten Partei ist", sei "mehr als problematisch". Egg selber könne man keine rechtsextremen Äußerungen vorwerfen, sagt ein Sprecher des Refrats auf Anfrage. Es seien aber durchaus "schwierige Aussagen" bekannt. Der Refrat beruft sich auf Antworten, mit denen Egg in einer Umfrage zur Bundestagswahl 2013 zitiert wird. Darin bekennt er sich etwa zu "Heimatliebe, Patriotismus und Brauchtum", als Euro-Skeptiker und Gegner einer Frauenquote für Führungskräfte in der Wirtschaft.

In anderen Fällen wurden die Lehrenden wegen ihrer Gesinnung entlassen

Andere Studierendenvertreter verurteilen den Angriff. Für "Dialog statt Konfrontation" plädiert die Fachschaftsinitiative Anglistik. Gleichwohl sollte Eggs AfD-Mitgliedschaft thematisiert werden. Distanziert hat sich auch die trotzkistische Studierendengruppe "IYSSE".

Zwei Berliner Fälle, in denen eine rechte Gesinnung in diesem Jahr zur Entlassung aus öffentlichen Diensten führte, waren anders gelagert. Der Mathematik-Dozent Wolfgang Hebold verlor im Mai seine Lehraufträge an mehreren Fachhochschulen, zuvor soll er sich islamfeindlich geäußert haben. Er bestreitet bei einigen der umstrittenen Blog-Einträge, sie verfasst zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Volksverhetzung. Die AfD stellte den Mann in Lichtenberg als Stadtratskandidaten auf – bislang ohne Erfolg. Das Gymnasium "Graues Kloster" kündigte Anfang November einen Chemie-Lehrer in der Probezeit, der Schatzmeister der AfD sein soll. Begründet wurde die Kündigung aber mit seinem Engagement für Gruppierungen wie "Bärgida", die vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Ich hätte es wesentlich zielführender gefunden, wenn die glorreichen Vier den Hr. Professor in eine Diskussion verwickelt hätten, auch vor den versammelten Studenten. Argumente widerlegt man mit Worten - nicht mit Pistolen, Granaten oder Wassereimern.

schreibt NutzerIn macthepirat

Zur Startseite