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Berlin: Afrikaner ins Gleisbett gestoßen 20-Jährige wegen Mordversuch angeklagt

Der plötzliche Stoß, der Sturz auf die Gleise, dann die Lichter der S-Bahn. Voller Angst sah sich der 19-jährige Angolaner um.

Der plötzliche Stoß, der Sturz auf die Gleise, dann die Lichter der S-Bahn. Voller Angst sah sich der 19-jährige Angolaner um. „Verstecken“, schoss es ihm durch den Kopf. Doch da war keine Fluchtmöglichkeit. Rettung kam vom Bahnsteig. „Ein Passant reichte mir die Hand, zog mich raus.“ Mikailu F. wurde nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Opfer eines rassistischen Übergriffs. Als Täterin muss sich seit gestern die 20-jährige Jacqueline A. vor dem Landgericht verantworten.

Der Neuköllnerin wird versuchter Mord vorgeworfen. Heimtückisch und aus niederen Beweggründen habe sie den dunkelhäutigen F. auf dem S-Bahnhof Frankfurter Allee attackiert. Dass sie die Frau war, die am frühen Morgen des 2. März ausgerastet war, gab die Angeklagte zu. Sie habe den Afrikaner jedoch weder töten noch verletzten wollen, beteuerte sie in einer von ihrer Verteidigerin verlesenen Erklärung.

Sein Blick passte ihr nicht. „Was guckst du so?“ soll sie gerufen und ihn als „Scheißnigger“ beschimpft haben. Das war am Eingang des Bahnhofs. Mikailu F., der die Frau noch nie gesehen hatte, fragte: „Was habe ich dir getan?“ Ein Begleiter der Pöblerin meinte: „Sie ist besoffen.“ Da soll sie den Angolaner geohrfeigt haben. Eine Passantin schob ihn weiter: „Nicht reagieren.“ Er ging auf den Bahnsteig. Jacqueline A. fluchte: „Dem werde ich es zeigen.“ Kurz darauf verpasste sie ihm laut Anklage einen heftigen Stoß. Mit der Bemerkung: „Was willst du in meinem Land?“

Mehrere Passanten retteten erst den jungen Angolaner, dann sorgten sie dafür, dass die Angreiferin festgenommen wurde. Seitdem befindet sie sich in Haft. Eine Sonnenbrille steckte in ihren rot gefärbten Haaren, als die korpulente Angeklagte den Saal betrat. „Der Geschädigte hat aber nichts getan“, hieß es in ihrer Erklärung. „Er hat mich angestarrt. Das nahm ich als Vorwand.“ Sie könne sich jedoch nur bruchstückhaft erinnern.

Der 43-jährige Fahrer des einfahrenden Zuges sah jemanden taumeln und fallen. Er leitete sofort eine Schnellbremsung ein. Doch ohne die schnelle Hilfe anderer Fahrgäste wäre Mikailu F. zumindest verletzt worden. Im Gesicht des Opfers sah der Zugführer Todesangst. Die Augen der Täterin seien „voller Hass“ gewesen. Sie könnte sich ihr Verhalten nicht erklärten, beteuerte Jacqueline A. vor Gericht. „Die Hautfarbe spielte keine Rolle.“ Sie sei nicht ausländerfeindlich. Sie schäme sich und bedauere den Angriff. Ihre Verteidigerin sagte, die Aggressivität hänge mit ihren persönlichen Umständen zusammen. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. K.G.

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