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Abdul Basit Tariq, Imam in der Khadjia-Moschee

© dapd

Ahmadiyya-Gemeinde: Muslime werben für ihr Frauenbild

Mit dem Islam verbinden viele nur Ehrenmorde, Zwangsehen und die Unterdrückung von Frauen. Mit einer Imagekampagne will die Ahmadiyya-Gemeinde aus Pankow dieses Bild korrigieren.

Muhammad Asif Sadiq ist sichtlich um den richtigen Eindruck bemüht. „Wir wollen keine Parallelgesellschaft, wir lassen unsere Imame in Deutschland ausbilden, wir wollen mehr Bildung für Frauen“, erklärt Sadiq am Donnerstag in der derzeit einzigen Moschee im Berliner Osten. Die Khadjia-Moschee in der Tiniusstraße in Pankow gehört der Ahmadiyya-Gemeinde, für die Sadiq in Berlin tätig ist. Seine Gemeinde gilt als Reformbewegung im Islam, ihre Anhänger – von denen es in Berlin eigenen Angaben zufolge 220 gibt – als friedlich.

Bildergalerie: Die Gemeinde der Ahmadiyya-Muslime in Pankow

Jetzt will die Gemeinde Vorurteile gegenüber dem Islam korrigieren, wonach er für Ehrenmorde und Zwangsehen steht. Am kommenden Mittwoch laden die Ahmadiyya-Anhänger zu einer Veranstaltung über die „Frau im Islam“. Schon im April haben die Gemeindemitglieder rund 250 Plakate in den S-Bahnen ausgehängt. „Für 7000 Euro bleiben sie einen Monat hängen“, sagt Sadiq. Auf den Plakaten sollen Sätze aus dem Koran deutlich machen, worum es Ahmadiyya-Anhängern zufolge im Islam geht – etwa: „Der Beste unter euch ist derjenige, der seine Frau am besten behandelt.“ Oder: „Es soll kein Zwang sein im Glauben.“

Anwohner hatten sich über das Frauenbild der Gemeinde beklagt

Auch wenn die Ahmadiyya-Muslime als Strenggläubige gelten, unterstellen ihnen nur wenige, sich einer gesellschaftlichen Integration in den Ländern des Westens zu verweigern. Zu den Gegnern der Gemeinde gehört auch eine Pankower Bürgerinitiative. Sie hatte 2006 monatelang gegen den Bau der Moschee in Heinersdorf mobil gemacht. Auf den Märschen der Moscheegegner waren seinerzeit neben Anhängern der CDU auch Rechtsextreme gesehen worden. Anwohner hatten bei den Protesten lautstark das Frauenbild der Gemeinde beklagt, dabei gilt unter vielen Muslimen gerade die Ahmadiyya-Gemeinde als diesbezüglich moderat. „Die Frauen unserer Gemeinde haben kürzlich erst Fußball zusammen gespielt“, wirft auch Muhammad Asif Sadiq ein. „Und den Vortrag am kommenden Mittwoch hält meine Schwester.“ Das Hauptgebet hält der Imam der Moschee, die vor 2006 in Reinickendorf residierte, seit Jahrzehnten auch auf Deutsch.

Solitär. Die Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde wurde dadurch bekannt, dass es Proteste gegen den Neubau von Anwohnern gegeben hatte. Foto: Kai-Uwe Heinrich
Solitär. Die Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde wurde dadurch bekannt, dass es Proteste gegen den Neubau von Anwohnern gegeben hatte. Foto: Kai-Uwe Heinrich

© Kai-Uwe Heinrich tsp

Ob sich die Ahmadiyya-Imagekampagne auch gegen die bundesweite Offensive der Salafisten richtet? Schließlich hatten deren als fundamentalistisch eingestufte Anhänger kürzlich auch in Berlin massenhaft Korane verteilt. „Wir haben nichts gegen die Verbreitung des Korans“, sagt der Pankower Imam diplomatisch. „Aber die Salafisten sind dabei ein bisschen aufdringlich.“ In Ländern wie Pakistan werden Ahmadiyya-Muslime regelmäßig Opfer von Angriffen fundamentalistischer Muslime.

In Berlin leben rund 210 000 Muslime, die meisten stammen aus der Türkei. In der Stadt gibt es rund 80 Moscheen, darunter fünf Gotteshäuser mit Kuppeln und Minarett wie die Heinersdorfer Ahmadiyya-Moschee. Die meisten Moscheen stehen nach wie vor in Neuköllner und Kreuzberger Hinterhöfen. Rund 90 Prozent gehören zum sunnitischen Islam.

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