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Berlin: Airport-Klinik hätte schweren Start

Experte: Teure Investition und zu viel Konkurrenz Eigene Landebahn wäre kein großer Vorteil

Investoren, die im denkmalgeschützten Flughafengebäude eine private Luxusklinik einrichten wollten, hätten es schwer. Sie müssten riesige Summen in das Projekt stecken, sagen Kenner des Berliner Klinikmarktes – und das in einer Stadt, die einen vergleichsweise geringen Anteil an reichen Einwohnern hat und die mit mehr als 70 Kliniken schon jetzt als überversorgt gilt. Viel Konkurrenz also.

Das Luxuriöse an einer Privatklinik zeigt sich vor allem an zwei Dingen: an einer Komfort-Ausstattung beim Patienten-Service sowie an dort tätigen Ärzten mit überregionalem Ruf. „Solche Koryphäen sind allerdings schwer zu rekrutieren, denn die meisten befinden sich in festen Verträgen, aus denen sie schwer herauszuholen sind“, sagt Heinz Zurbrügg, Chefmanager der privaten Meoclinic an der Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Es sei denn, bei dem Investor handele es sich um eine große Krankenhauskette, die Mediziner aus anderen Standorten in die deutsche Hauptstadt versetzen kann.

Zurbrügg kennt sich aus in dem Geschäft: Er ist einerseits Herzchirurg, der täglich Patienten behandelt, und andererseits Klinikmanager, der erfolgreich ausländische Patienten in die Stadt holt. Jeder Dritte der 3000 hier jährlich behandelten Patienten kommt von jenseits der Grenzen. „Es bedarf einer gesunden Mischung aus Patienten aus der Region und internationalen Kunden“, sagt Zurbrügg. Ein Drittel ausländischer Patienten sei das ökonomisch sinnvolle Maximum. Den Wettbewerbsvorteil einer direkt an der Klinik gelegenen Landebahn, wie Tempelhof sie an seinem Hauptgebäude bieten würde, sieht Zurbrügg als nicht so entscheidend an. „Die international hochkarätigen Patienten kommen von weit her: aus dem arabischen Raum etwa, aus Übersee oder aus Russland – und die werden mehrheitlich über einen internationalen Flughafen einfliegen und nicht über einen Regionalflughafen.“

Trotzdem: „Wir nehmen grundsätzlich jeden Konkurrenten ernst“, sagt Zurbrügg. Allerdings bedarf es für den Aufbau eines Krankenhauses auch erhebliche Investitionen – vor allem wenn jemand ernsthaft Medizin anbieten wolle und nicht nur Wellness. „Die Mindestgröße einer erfolgreichen Klinik liegt bei 50 bis 80 Betten“, sagt Zurbrügg.

Aber nicht nur Größe zählt, sondern auch die Substanz. Problematisch dürften die Räumlichkeiten des Flughafengebäudes Tempelhof schon sein. Denn nicht nur der Umbau würde große Investitionen erfordern. Auch der Unterhalt könnte die Budgets stark belasten. Das ist auch ein Grund, warum Klinikkonzerne lieber auf der grünen Wiese bauen.

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