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Berlin: Akademie der Künste soll 14 Millionen Euro mehr kosten Bausenator Strieder: „Grottenschlechte Verträge“

zu Lasten des Landes für Glaspalast am Pariser Platz

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Akademie der Künste, deren neuer Hauptsitz am Pariser Platz mit einer imposanten Glasfassade allmählich Gestalt annimmt, wird ein Fall für den Rechnungshof. Der Bau, entworfen von den Architekten Günther Behnisch und Werner Durth, sollte 38,35 Millionen Euro kosten und im Sommer diesen Jahres fertig sein. Aber jetzt streitet sich das Bauunternehmen Pegel & Sohn mit der Senatsbauverwaltung über 89 angeblich notwendige Mehrleistungen. Kostenpunkt: 14 Millionen Euro.

Die Verträge mit dem Generalunternehmer seien „grottenschlecht gemacht“, gab Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) gestern im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses zu. Es sei versäumt worden, einen juristisch wasserdichten Festpreis zu vereinbaren. Das war keine Selbstkritik: Als der Bauvertrag 1999 unterschrieben wurde, war der CDU-Politiker Jürgen Klemann Bausenator. Der verantwortliche Bauleiter in der Verwaltung wurde zwar abgelöst, aber was ist mit den Juristen, die an der Vertragsgestaltung mitgewirkt haben? „Es gab keine Juristen“, sagte Strieder.

Inzwischen sei es in Deutschland üblich, dass bei großen öffentlichen Bauvorhaben keine kostendeckenden Angebote mehr abgegeben würden. Die Unternehmen kämen nur über ein „Nachtragsmanagement“ auf ihre Kosten, gab der Senator den parlamentarischen Haushältern Nachhilfeunterricht. „Wir haben deshalb ein Nachtrags-Abwehrmanagement aufgebaut“.

Wie der Streit um die Kosten der Akademie der Künste ausgehen wird, konnte Strieder trotzdem nicht sagen. „Den Deibel werde ich tun, mich festzulegen!“ Das gelte auch für den Zeitpunkt der Fertigstellung. Denn eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Generalunternehmer sei nicht auszuschließen. In Berlin hat es Tradition, dass die Kosten bei neuen Kulturbauten davonlaufen: Die Topographie des Terrors, das Technikmuseum, das Jüdische Museum und das Tempodrom stehen in einer Reihe mit der Akademie. „Am Ende fehlt das Geld, um die neuen Häuser einzurichten und zu bespielen“, kritisiert die Grünen-Abgeordnete und ehemalige Kultur-Staatssekretärin Alice Ströver. Der Senat hofft, dass der Bund die laufenden Kosten der Akademie der Künste ab 2004 übernimmt. Bisher fehlt eine verbindliche Zusage.

Warum wird der Behnisch-Bau teurer? Einige Beispiele: Der Baugrund ist sandiger und sumpfiger als gedacht; kostspielige Brandschutzauflagen kamen hinzu; der Wärmeschutz machte eine dreifache Verglasung notwendig. Die Akademie beanspruchte zusätzliche Medientechnik für „hochkarätige Ausstellungen“ und der Bauunternehmer stellte allein die verlängerte Bauzeit mit zusätzlich 3,5 Millionen Euro in Rechnung. Auf Vorschlag Strieders gaben SPD und PDS gestern im Hauptausschuss erst einmal 6,45 Millionen Euro für den „anerkannten Mehrbedarf“ frei. Das Geld wird sofort benötigt, um die Stillegung der Baustelle zu vermeiden. Der CDU-Abgeordnete Matthias Wambach beantragte, den Landesrechnungshof mit einer Sonderprüfung zu beauftragten. Dem stimmten alle Fraktionen sofort zu.

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