zum Hauptinhalt
Aktivisten machen auf den "Parking Day" in der Kreuzberger Bergmannstraße aufmerksam.

© Jörn Hasselmann

Aktion von Verkehrsaktivisten in Berlin: Occupy Parkplatz

In der Kreuzberger Bergmannstraße feiern Aktivisten den "Parking Day". Sie besetzen Autoparkplätze - für ihr Fahrrad oder ein paar Sessel.

Jeder, der Augen hat, sieht den Handlungsbedarf in der Bergmannstraße, und zwar täglich. Eigentlich bedurfte es des Dutzend Aktivisten nicht, die am Freitag in der Kreuzberger Straße den „Parking Day“ feierten. Parking Day geht so: Ein freier Autoparkplatz wird okkupiert, einfach so. Zum Abstellen von Fahrrädern, für Kunstprojekte oder für ein paar Sessel. Greenpeace stellte ein rosa Schaukelpferd auf, ADFC-Mitglied Hedwig Zobel saß vor ihrem Fahrradanhänger und faltete Papierblumen.

„Wir wollen klar machen, wieviel Platz ein Auto verbraucht, sagt Anne Weise vom ADFC. Sie hatte 50 Meter weiter einen Parkplatz für ihr Fahrrad gefunden, einen grünen Teppich zur Verschönerung hatte sie mitgebracht. Kreuzberg werde zwar als bunt beschrieben, als Bezirk, in dem alle miteinander auskommen. Dies gelte jedoch nicht mehr für Radfahrer und Autofahrer.

Autos parken wie immer in zweiter Reihe

Doch halt, am Freitag kamen beide Seiten in der Bergmannstraße prima miteinander klar. Autofahrer ließ die Aktion am Freitagvormittag völlig kalt, sie parkten ungerührt da, wo sie in Berlin immer parken, also in zweiter Reihe oder auf Kreuzungen. Wenn die zweite Reihe voll ist, gibt es ja die dritte Reihe. Immer im Wissen: Konsequenzen, sprich Knöllchen, sind nicht zu befürchten.

Gegenüber von Hedwig Zobel und Anne Weise stand Julian Schwarze mit einem Cargo-Rad und einem Sonnenschirm in einer Parklücke. Schwarze gehört zur Kreuzberger Regierungspartei, den Grünen. Schwarze weiß, dass die Grünen, die seit fast einem Jahr die Verkehrssenatorin stellen, liefern müssen. „Jahrzehntelang wurde die autogerechte Stadt geplant“, sagt der Bezirkspolitiker. Nun stehe Berlin am Anfang des Beginns einer neuen Verkehrspolitik. „Jetzt nimmt das Fahrt auf“, erklärt er einem Radfahrer, der sich über das langsame Tempo der Verkehrsverwaltung ärgert. „Nun nimmt das Fahrt auf“, verspricht der Fraktionssprecher in der Bezirks-BVV. Ein Beispiel sei der neue Radweg an der Ecke Zossener und Urbanstraße, der am Freitag fertig wurde. Tatsächlich ist die Asphaltpiste breiter und glatter als alle anderen Radwege in Berlin, dafür aber auch nur 100 Meter lang.

Künast im Halteverbot

Bei allen Grünen ist der Mentalitätswechsel („Parke nicht auf unseren Wegen“) aber noch nicht angekommen. Bei Twitter kursieren Fotos, die das Wahlkampfmobil der grünen Ex-Ministerin Renate Künast im Halteverbot zeigen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Kürzlich hatte das Umweltbundesamt vorgerechnet: Gäbe es in Berlin nur 300 Autos pro 1000 Einwohner (derzeit sind es 335), hätte Berlin genug Platz für die vom Volksentscheid Fahrrad geforderten Radwege. „Parkende Autos müssen ganz raus aus der Bergmannstraße“, sagt ein Radfahrer. „Dann müssen Lieferwagen nicht mehr in zweiter Reihe stehen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false