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Seit Monaten machen Aktivisten immer wieder gegen die steigenden Mieten in Berlin mobil.

© dpa

Aktivisten veröffentlichen Handynummern von Maklern: „Dieser Mann will Ihren Lebensraum zerstören“

Gegen die Makler: Aus Frust über Gentrifizierung und steigende Mieten verteilen Aktivisten in Friedrichshain Plakate mit Fotos und Handynummern von Maklern. Einer hat jetzt Strafanzeige erstattet.

Der Kampf von Aktivisten aus der linken Szene gegen Bauvorhaben in der Innenstadt hat eine neue Qualität erreicht. In Friedrichshain machen Unbekannte jetzt gegen ein Projekt im Bezirk mobil. Dabei schrecken sie nicht davor zurück, Beteiligte quasi öffentlich wie auf Fahndungsaufrufen an den Pranger zu stellen.

So kursieren in Friedrichshain entsprechende Flugblätter, die unter anderem an Licht- und Ampelmasten geklebt sind. Auf ihnen ist jeweils das Foto eines Maklers zu sehen, der das Projekt vermarkten soll. Sie sind mit der Überschrift „Warnung“ und dem Text „Dieser Mann will Ihren Lebensraum zerstören“ versehen. Weiter heißt es, der Makler sei mitverantwortlich „für den extremen Anstieg der Mietkosten in Friedrichshain“. Dazu ist jeweils die Handynummer angegeben.

Makler fühlt sich bedroht und erstattet Strafanzeige

Einer der Makler ist Klaus-Peter Hoer, der mit zwei Kollegen ein Bauprojekt vermarktet, mit dem eine Gewerbebrache an der Andreasstraße geschlossen wird. Dort entstehen 47 Eigentumswohnungen zu einem Quadratmeterpreis zwischen 3500 und 4100 Euro. Seit 15 Jahren ist Hoer auf dem Berliner Markt aktiv, vorher war er in Frankfurt/Main tätig. „So etwas ist mir in meinem Berufsleben noch nicht vorgekommen“, sagt Hoer. „Das ist bedrohlich.“ Am Freitag hat er bei der Polizei Strafanzeige erstattet.

Seit mehreren Jahren gibt es Aktionen von Initiativen, die gegen vermeintliche Luxusbauprojekte in der Innenstadt kämpfen, weil durch diese die Mieten unbezahlbar würden und die bisherige Bevölkerung verdrängt werde.

Kein Einzelfall

Immer wieder Ziel von Angriffen ist beispielsweise das sogenannte Carloft-Gebäude in der Kreuzberger Reichenberger Straße. Zuletzt wurden vor rund drei Wochen Steine und Farbbeutel gegen das Haus geworden. Das Gebäude mit Eigentumswohnungen, bei dem die Autos mit einem Aufzug auf die Ebene der Wohnungen gehoben werden, ist seit der Fertigstellung im Jahr 2009 immer wieder Ziel von Farbbeutel- und Steinwürfen gewesen. Vor allem die linksextreme Szene hatte gegen die Immobilie in Kreuzberg mobilisiert, weil sie ein Symbol vermeintlicher Gentrifizierung – also der Aufwertung der Gegend – darstelle.

Gentrifizierungsgegner verschreckten vor zwei Jahren auch die Organisatoren des „Guggenheim Lab“, das auf einer Brache an der Cuvrystraße/Schlesische Straße errichtet werden sollte und bei dem urbane Entwicklungen im Mittelpunkt standen. Der Standort wurde aufgegeben, das Guggenheim Lab zog nach Prenzlauer Berg. Auf der „Berliner Liste“ machen Aktivisten unter dem Motto „Mieter stressen zurück“ gegen verschiedene Immobilienobjekte in der City mobil, unter anderem in Kreuzberg und am Mauerpark. Für den 22. März rufen sie zu einer Demo auf.

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