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Berlin: Alarmglocken läuten

In Berlin gibt es zu wenig Weihnachtsmänner – klagt die Arbeitsvermittlung „Heinzelmännchen“

Für einige Kinder könnte es ein trauriger Heiligabend werden. Denn Berlin gehen die Weihnachtsmänner aus. Das zumindest beklagt Rene Heydeck von der studentischen Arbeitsvermittlung „Heinzelmännchen“ des Studentenwerks Berlin. Seine Organisation vermittelt jedes Jahr rund 500 Studenten oder Arbeitsuchende als Weihnachtsmänner in über 4500 Familien. Bisher haben sich aber erst 150 Interessenten gemeldet, und da am 1. Dezember Anmeldeschluss ist, schrillen bei Heydeck jetzt die Alarmglocken: „Mir fehlen noch sehr viele Weihnachtsmänner.“

Viele Studenten würden sich erst kurzfristig melden. „Deshalb kann es sein, dass wir bis Samstag noch Anmeldungen bekommen, aber vermutlich werden wir den Anmeldeschluss noch mal verlängern müssen“, so Heydeck, der das Projekt leitet. Am Samstag kommen alle Interessenten zur Vollversammlung zusammen und erhalten erste Einweisungen in ihre neue Tätigkeit. Und die kann mitunter recht anstrengend werden. Zehn bis zwölf Familien besucht ein Weihnachtsmann an Heiligabend. Zwanzig Minuten verweilt er etwa pro Familie, und der Ablauf ist meistens derselbe: alle Leute begrüßen, Weihnachtsbaum bewundern, gemeinsames Weihnachtslied singen, Gedicht aufsagen lassen und Geschenke verteilen. „Man ist etwa fünf, sechs Stunden unterwegs“, sagt Heydeck. Einige Weihnachtsmänner werden von Engeln begleitet, so dass sich auch Studentinnen an Heiligabend etwas hinzuverdienen können. 28 Euro kostet ein Weihnachtsmannauftritt für eine Familie mit maximal drei Kindern. Wer bis zu sechs Kindern mit einem Besuch des Weihnachtsmanns beglücken will, muss 33 Euro zahlen. Für Feiern mit mehr als sechs Kindern zahlt man 38 Euro. Der Weihnachtsmann muss 15 Prozent Vermittlungsgebühr an die „Heinzelmännchen“ zahlen und kann den Rest behalten. Bisher sind bereits 1500 Aufträge eingegangen. „Damit liegen wir zum jetzigen Zeitpunkt auf dem Vorjahresniveau“, sagt Heydeck.

Aber nicht nur Studenten verkleiden sich mit weißem Rauschebart und rotem Umhang, sondern auch Rentner und Arbeitslose. „Unser jüngster Weihnachtsmann ist 20 und der älteste 72 Jahre“, sagt Heydeck. Gebucht würden die Weihnachtsmänner im gesamten Stadtgebiet und in allen sozialen Schichten. Zugenommen hätten die Weihnachtsmannwünsche aus dem Umland. Heydeck zählt seine Vermittlung zur größten „Weihnachtsmannorganisation Europas, weil wir so viele Aufträge bewältigen wie in keiner anderen Stadt“. Das liege auch an der Tradition der Weihnachtsmannvermittlung.

1949 schickte die studentische Arbeitsvermittlung Tusma das erste Mal Weihnachtsmänner in Berliner Familien. Nachdem die Organisation im vergangenen Jahr Konkurs ging, übernahmen die „Heinzelmännchen“ das Geschäft. Allerdings kann man nicht ohne weiteres Weihnachtsmann werden. Man sollte sehr gut Deutsch sprechen, die Weihnachtstradition am besten aus der eigenen Kindheit kennen, improvisieren können. Und, ganz wichtig, „keine Angst vor Kindern haben“, so Heydeck. ctr

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