zum Hauptinhalt

Berlin: Alkohol, Imponiergehabe und ein Baseballschläger

Drei Männer wegen Tötung eines russischen Türstehers vor Gericht

Die verfeindeten Gruppen trafen sich auf einem Parkplatz in Spandau. Passanten waren noch unterwegs an jenem warmen Augustabend im vergangenen Jahr. Den insgesamt sechs breitschultrigen Männern, alle Dauerkunden im Fitnessstudio, war das egal. Sie stritten hemmungslos, sie bedrohten sich: „Ich brech’ dir die Knochen.“ Der Streit endete tödlich. Der russische Türsteher Vitalis S. wurde mit einem Baseballschläger erschlagen. Seit gestern müssen sich die drei Männer der gegnerischen Gruppe wegen Totschlags vor einer Jugendstrafkammer des Berliner Landgerichts verantworten.

Einer der Angeklagten stammt aus Russland, die beiden anderen aus Kasachstan. Sie sind 20 und 23 Jahre alt, zwei von ihnen waren vor der Festnahme arbeitslos. Der Angeklagte Alvis G. sagte, ein Kumpel von Vitalis S. habe ihn zu dem Treffen auf dem Parkplatz in der Siegener Straße zitiert. Nicht hinzugehen, wäre „gegen die Ehre“ gewesen. Weil er damit rechnete, dass „zehn bis 15 Leute“ auf ihn warten würden, nahm er die beiden Mitangeklagten und einen Baseballschläger mit. Im großen Audi seines Vaters fuhren sie zur verabredeten „Aussprache“.

Alle drei Angeklagten gaben ihre Beteiligung an der Schlägerei zu. Nach ihrer Version kam es zu den massiven Schlägen, als Vitalis S. eine Waffe gezogen hatte. Dass es sich um eine defekte Schreckschusspistole handelte, habe er nicht erkennen können, meinte der Deutsch-Kasache Heinrich B. Sie hätten den knapp zwei Meter großen Vitalis nur „kampfunfähig“ machen wollen. Wie es zu den wuchtigen Schlägen auf den Kopf des bewegungslos am Boden liegenden Opfers kam, habe er nicht gesehen. Er habe auch nie mit einem tödlichen Ausgang des Streits gerechnet. „Ich hatte viel Wodka und Starkbier getrunken, sonst wäre ich auf keinen Fall mitgefahren.“

Nach dem Tod des Türstehers gab es zunächst Spekulationen über einen Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität. Sie bestätigten sich jedoch nicht. Die Verteidiger der drei Angeklagten sagten, „Imponiergehabe, gekränkte Eitelkeiten, verletzte Ehre und viel Alkohol“ seien im Spiel gewesen. Die Gruppe um den später getöteten Mann aus der Türsteherszene sei „gefürchtet“ gewesen, sei als „gefährliches, hoch trainiertes Kampfkommando“ aufgetreten und habe „mit Arroganz provoziert“. Die verhängnisvollen Schläge, die Brutalität der Tat führen sie auch auf eine „gewisse Eigendynamik des Geschehens“ zurück. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

Zur Startseite