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Abdulrahman A. Bahabib, Gesandter der Botschaft der Republik Jemen, zeigt in seinem Büro in der Budapester Straße 37 in Charlottenburg einen Schaukasten mit landestypischem Schmuck und Symbolen der jemenitischen Geschichte.

© Thilo Rückeis

All Nations Festival in Berlin: Ein Dutzend Botschaften öffnen die Türen

Jemenitische Mandeln und Falafel aus Südsudan: Am Sonnabend öffnen ein Dutzend Botschaften ihre Türen – auch solcher Länder, die weniger für Tourismus bekannt sind. Die Botschafter von Südsudan und Jemen erklären, warum sich ein Besuch ihrer Landesvertretung beim All Nations Festival lohnt.

Dass sie noch neu im Geschäft ist, versteht sich von selbst. Schließlich gibt es ihr Land überhaupt erst seit knapp zwei Jahren. Umso mehr freut sich Sitona Abdalla Osman darauf, ihre Türen nun zu öffnen und ganz Berlin in ihr Büro am Leipziger Platz zu bitten, wo sie an diesem sonnigen Donnerstagmorgen an einem glänzenden Mahagoni-Tisch sitzt. Ihr Land, der Südsudan ist zum ersten Mal beim „All Nations Festival“, dem Tag der offenen Botschaften und Kulturinstitute dabei, der am Sonnabend zum 13. Mal stattfindet. Doch wie präsentiert sich ein Land, bei dem das Klischee doch nur Krieg und Armut zu bieten hat?

Fröhlich natürlich, so wie die 56-jährige Botschafterin selbst. „Das Wichtigste für uns ist, dass wir den Berlinern unseren noch jungen Staat näherbringen und unsere Freude über die Unabhängigkeit mit ihnen teilen können“, sagt Osman, die erst seit einem knappen Jahr in Berlin ist. Am 9. Juli 2011 wurde der Südsudan unabhängig vom Sudan. Nach Jahrzehnten, in denen sich stets Unruhen und Sezessionskriege abwechselten, ist der Südsudan nicht gerade ein typisches Reiseland für Deutsche. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb lohnt sich der Blick hinter die Kulissen dieser Landesvertretung. Traditionelle Kleidung, landestypische Falafel und eine Präsentation, die das Potenzial des Südsudan auch als attraktiven Ort für Touristen zeigen soll. „Wir haben ein wunderschönes, unberührtes Land mit vielen Wäldern, wilden Tieren und tollen Hotels“, sagt Osman.

Ähnlich viel Erklärungsbedarf hat der jemenitische Botschafter, Abdulrahman Bahabib – zumal das Auswärtige Amt gegen Reisen in sein Land warnt. Dennoch gebe es einige Gebiete, wie beispielsweise die Insel Socotra, die sicher seien – und sich lohnen: Dort gebe es eine weltweit einzigartige Flora und Fauna. Die jemenitische Botschaft beteiligt sich ebenfalls zum ersten Mal am Festival. „Wir sind, wie man so schön sagt, noch Anfänger“, sagt Bahabib. Aber er will vor allem mit einem punkten: Gastfreundschaft. In seinem Land sei es nicht unüblich, einen Fremden, der nach dem Weg fragt, erst einmal für drei Tage zu sich nach Hause einzuladen und ihn feierlich zu bewirten. Diese Herzlichkeit wolle man auch beim Tag der offenen Tür zeigen – und natürlich die köstlichen Mandeln.

Die 56-jährige Sitona Abdalla Osman ist seit knapp einem Jahr Botschafterin des Südsudan in Berlin.
Die 56-jährige Sitona Abdalla Osman ist seit knapp einem Jahr Botschafterin des Südsudan in Berlin.

© Doris Spiekermann-Klaas

Das allerdings ist längst nicht alles, was Weltenbummler oder solche, die welche werden können, am Sonnabend entdecken können. Sie können auch einiges lernen: Warum haben aufgespannte Regenschirme in argentinischen Häusern nichts zu suchen? Und warum sollte man in Polen seine Handtasche nicht auf den Boden stellen? Halt, nein! Hier geht es nicht um das Vorurteil, dass Polen angeblich gern lange Finger machen. Denn das gemeinsame Motto des Festivals lautet in diesem Jahr „Aberglaube“. Es geht also auch darum, mit Klischees zu spielen – und ein paar zu beseitigen. Auch die Botschaften von Afghanistan, Malaysia, Nepal und Irak sind dabei.

Bei der Eröffnung des Festivals um 11 Uhr im Koreanischen Kulturzentrum am Leipziger Platz werden Besucher mit koreanischen Köstlichkeiten, Samulnori-Perkussion und einer Taekwondo- Vorführung empfangen. Alle weiteren Reisestationen können selbst zusammengestellt werden, festgelegte Routen oder Touren gibt es nicht. Allerdings gibt es einen kostenlosen Festival-Pass, der einen Übersichtsplan mit allen teilnehmenden Botschaften und Kulturinstituten enthält.

„Viele Deutsche wissen gar nicht, dass es im Jemen 500 bis 600 Jahre alte Wolkenkratzer gibt“, sagt Botschafter Bahabib zum Abschluss. Die habe sogar schon Günter Grass bewundert. Und einen Vorteil hat das Festival: Viele spannende Einblicke in Kulturen vermeintlich exotischer Länder – und das ganz ohne Visaprobleme, Reisekrankheiten oder politische Unruhen.

Sonnabend, 11–18 Uhr, der Festival-Pass ist vorab bei den Berlin Tourist Infos am Neuen Kranzler Eck, im Hauptbahnhof, am Brandenburger Tor und am Fernsehturm erhältlich oder am Tag selbst direkt bei den jeweiligen Landesvertretungen. Nähere Informationen zum All Nations Festival finden Sie unter www.allnationsfestival.de.

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