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Ab 2016 soll es hier am BER nicht mehr so ruhig zugehen. So hofft zumindest Hartmut Mehdorn.

© dpa

Alle fliegen nach Berlin: Flughafen BER bei geplanter Eröffnung 2016 schon zu klein

Der BER soll 2016 endlich an den Start gehen - mit 31 Millionen Passagieren. Auch weil immer mehr Touristen nach Berlin kommen. Geplant ist der Flughafen aber nur für 27 Millionen. Abhilfe soll das alte Terminal in Schönefeld schaffen – dafür braucht Hartmut Mehdorn die Zustimmung des Bundes.

Es ist ein Termin, zu dem Hartmut Mehdorn eisern schweigt. Und doch lässt eine interne Vorlage des Berliner Flughafenchefs für den Aufsichtsrat erstmals den klaren Rückschluss zu, wann er den Hauptstadt-Airport in Schönefeld in Betrieb nehmen will. „Nach derzeitiger Kalkulation des Prognoseflugplans wird der Flughafen Berlin-Brandenburg mit ca. 31 Millionen Passagieren eröffnen und in den Folgejahren weiterhin ein kontinuierliches Passagierwachstum verzeichnen“, heißt es nach Tagesspiegel-Informationen in einer Unterlage für die letzte Sitzung. Grundlage ist eine neue Studie der Münchner Firma Intraplan zur künftigen Passagierentwicklung, die für das Jahr 2016 nunmehr 31,4 Millionen Passagiere für die Flughäfen der Hauptstadtregion erwartet. Vor 2016 ist ein Start angesichts der nicht funktionierenden Brandschutzanlage gar nicht möglich, 2016 läuft zudem die Baugenehmigung für das Terminal aus. Und um den nötigen Schallschutz für die rund 25 000 Haushalte zu sichern, braucht der Flughafen auch noch mehr als ein Jahr. Bei einem Besuch von Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke), der sich am Montag über die Rückstände informierte, teilte Schallschutz-Chef Ralf Wagner als Ziel mit: Alle Bewilligungen sollen „bis Ende 2015“ verschickt sein. Das muss, so die Vorgabe der Behörden, sechs Monate vor BER-Eröffnung geschehen sein.

Zugleich aber verschärfen sich die drohenden Kapazitätsengpässe dramatisch. Wegen des boomenden Luftverkehrs an den Berliner Alt-Flughäfen Tegel und Schönefeld sind die bisherigen Annahmen für den BER Makulatur. Die Studie, auf deren Grundlage Mehdorn nun Druck macht, ist frisch, aus dem laufenden Jahr. „Wir haben die Luftverkehrsprognose für die Hauptstadtregion deutlich nach oben korrigiert“, bestätigt Intraplan-Geschäftsführer Markus Schubert dem Tagesspiegel. Zahlen wollte er wegen des Auftragsverhältnisses zum Flughafen nicht nennen. Doch laut Flughafen-Unterlagen müssen 2015 bereits 28,8 Millionen Passagiere, 2016 dann 31,4 Millionen Passagiere abgefertigt werden. Für 2020 werden 36,3 Millionen Passagiere vorhergesagt. Im Planfeststellungsverfahren für den BER im Jahr 2000 waren von Intraplan, das auch damals die Prognosen erstellte, 24 Millionen Passagiere für 2016 erwartet worden. Und 2006, im Jahr des ersten Spatenstichs, lautete die Prognose für 2016 noch 26 Millionen Passagiere.

"Luftverkehrsentwicklung verläuft überproportional"

Die reale Entwicklung hat alles überholt, obwohl der neue Flughafen wegen der mehrfach abgeblasenen Eröffnungen nicht einmal in Betrieb ist. 2013 wurden in Tegel und Schönefeld mehr als 26 Millionen Passagiere abgefertigt. 2014 werden es rund 27,7 Millionen Passagiere sein, womit die Kapazitätsgrenze des BER bereits überschritten wird. Im ersten Halbjahr 2014 meldete die Flughafengesellschaft einen Anstieg des Passagierzahlen gegenüber dem Vorjahr um 5,8 Prozent.

Und nichts deutet darauf hin, dass das nachlassen könnte. „Die Luftverkehrsentwicklung in Berlin verläuft überproportional. Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass das in den nächsten Jahren abbricht“, erläutert Intraplan-Chef Schubert. Berlin sei der „der dynamischste Luftverkehrsmarkt in Deutschland“. Eine Erklärung sei, dass Berlin besonders vom wachsenden Städtetourismus profitiert. Eine Rolle spiele auch, dass sich im Unterschied zu früheren Zeiten „auch die Wirtschaft in der Region dynamisch entwickelt“. Andererseits kommt Berlin nach Worten von Schubert zugute, dass sich Air Berlin auf die Hauptstadt konzentriert. „Es gibt allgemein eine dynamische Entwicklung der Low-Cost-Verkehre. Berlin profitiert da stärker als andere“.

Mehdorn braucht Hilfe vom Bund

Um dieses Wachstum nicht „abzuwürgen“ und Chaos nach der BER–Eröffnung zu vermeiden, will Mehdorn mit dem so genannten Double-Roof-Konzept das alte Schönefelder Terminal als zweite Abfertigungshalle dauerhaft weiternutzen. Eine Freigabe des Aufsichtsrates hat er dafür nicht. Bislang legt sich der Bund quer, der auf die an diesem Standort geplante Ansiedlung des Regierungsflughafens, der Flugbereitschaft der Bundeswehr, pocht. Dies hat zuletzt die für Bundesbauprojekte zuständige Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) am 29.Juli in einem Bericht an den Bundestag bekräftigt. Das Bundesverkehrsministerium hingegen ist nach Signalen des Staatssekretärs und Flughafenaufsichtsrates Rainer Bomba angesichts der programmierten Kapazitätsengpässe offener. Wenn Deutschland eine weltweite Blamage zur von Mehdorn für 2016 angepeilten BER- Eröffnung vermeiden will, sieht es ganz danach aus, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingreifen muss.

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