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Alle Wetter: Sturm verschont Berlin

Mittags noch 29 Grad, dann kippte der Sommer. Doch der Sturm blieb aus – es gab kaum Schäden.

„Sehr verehrte Gäste, bitte verlassen Sie sofort das Schwimmbecken“, tönt die Lautsprecherstimme über das Gelände des Prinzenbades in Kreuzberg. Es ist 13.45 Uhr und noch aalen sich rund 300 Berliner bei knapp 30 Grad am Pool oder erfrischen sich im Wasser. „Wir müssen darauf achten, dass alle Gäste dem Aufruf folgen, sonst besteht Lebensgefahr“, sagt Betriebsleiter Erhard Kraatz. Einige Unvernünftige gebe es immer. Da fallen gestern Mittag auch schon die ersten Regentropfen, es blitzt und donnert.

Ein kräftiger Kaltfrontausläufer des Tiefdruckgebiets „Felix“ beendete am Dienstag vorerst die erste große Hitze in Berlin. Am Vormittag traf die Gewitterfront zunächst den Südwesten Brandenburgs und verlagerte sich dann langsam über Berlin nach Nordosten. Laut Wetterdienst MeteoXpress waren für manche Bezirken Regenfälle mit bis zu 20 Liter pro Quadratmeter erwartet worden. Während es sich im Berliner Raum aber um „gewöhnliche unwetterartige Gewitter“ handelte, sollte es die Brandenburg-Region um Frankfurt (Oder) schlimmer treffen, sagte Meteorologe Hans-Joachim Knußmann. „Hier könnten bis zu 40 Liter pro Quadratmeter niederprasseln. Das ist enorm.“ Sturmböen sollten sogar Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h erreichen, also keine rechte Nachtruhe.

Die Berliner Feuerwehr traf gegen Mittag erste Vorbereitungen und löste um 14 Uhr Ausnahmezustand Stufe eins aus. „Sechs Einsatzleitwagen erkundeten die Stadt und berichteten, wo Handlungsbedarf bestand“, sagte Sprecher Stephan Fleischer. 600 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehren wurden in Alarmbereitschaft versetzt und am südlichen Stadtrand zusätzlich freiwillige Feuerwehren angefordert. Doch am Ende waren die Einsätze laut Fleischer nicht der Rede wert: „Ein paar Äste kamen herunter, ein Sonnenschirm verhedderte sich in einem Baum und vereinzelt liefen kleine Keller voll.“ Um 15 Uhr wurde der Ausnahmezustand aufgehoben. Auch am Abend, bei der zweiten Regenfront, gab es nur acht kleinere Wettereinsätze.

Laut Wetterdienst erwarten die Berliner heute Temperaturen von nur noch 19 Grad. Für viele Abiturienten kommt die Erfrischung wohl zu spät. An den meisten Gymnasien fanden gestern die ersten mündlichen Prüfungen statt. Francesca Useli, Philosophielehrerin an der Manfred-von-Ardenne-Schule in Alt-Hohenschönhausen, rauchte der Kopf. Acht Stunden wurde „unter unmenschlichen Bedingungen“ geprüft, erzählt sie – bei drückender Schwüle und um die 35 Grad im Klassenraum. Manfred Heimberg, Schulleiter des Lessing-Gymnasiums in Wedding, lobte da den 100-jährigen Altbau seiner Schule: „Die Mauern sind so dick, dass wir viele kühle Rückzugsmöglichkeiten haben.“ Nichts mit Hitzefrei. Denn das gibt es laut Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung an Gymnasien gar nicht mehr. An anderen Schulen darf die Schulleitung den Unterricht „in Ausnahmefällen“ beenden. Ulrike Worlitz

Ulrike Worlitz

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