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Berlin: Allein gegen die Miniermotte

Kreuzberger Amt hoffte auf Helfer beim Laubfegen gegen Kastanienkiller – doch kaum einer kam

Gabi Schmalz kam, auch Andreas Becker – und das waren sie auch schon, die freiwilligen Helfer im Kampf gegen den Kastanienkiller Miniermotte am Schauplatz Böcklerpark in Kreuzberg. Die große öffentliche Laubsammelaktion von 10 bis 14 Uhr geriet am Dienstagvormittag am Ufer des Landwehrkanals zum Flop, und nicht nur dort.

Wenige hundert Meter weiter, am „Zickenplatz“, sah die FreiwilligenLage noch trister aus: Umsonst stand ein kleiner Transporter des Grünflächenamtes mit Dutzenden nagelneuer Federrechen bereit – es ließ sich niemand blicken, der fegen mochte. „Vielleicht kommt noch einer“, sagte Michael Schmicke vom Grünflächenamt, aber da war es schon Mittag, und Kinder bewarfen sich mit Laub.

Rund 150 schmucker Rechen und 150 Paar passender Handschuhe hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung allein dem Bezirksamt Kreuzberg-Friedrichshain spendiert. Gerät und Textilien stapelten sich, wie auch am Böcklerpark, auf den Ladeflächen zweier Kleintransporter. Mit 100 freiwilligen Helfern hatten die Leute vom Grünflächenamt gerechnet, oder besser: Sie hatten darauf gehofft. Am Landwehrkanal fegten zumindest noch zwei Mitarbeiter des Bezirks und vier Leute einer Arbeitsbeschaffungsfirma mit. Spaziergänger schauten wohlwollend zu oder sahen das Fegen an den Böschungen und im Gebüsch als selbstverständlich an. Mütter erklärten Kindern, wie schön es ist, dass Wege endlich sauber werden, und Michael Schmicke vom Bezirksamt vermutete bitter, das Wetter sei wohl zu schön, um freiwillig Laub zu sammeln.

Senator Peter Strieders Sprecherin, vom Flop in Kreuzberg informiert, schimpfte, dass sei wieder typisch. Ganz Berlin rege sich über die mottenzerfressenen Kastanien auf, die „besorgten Bürger“ meldeten sich zu Wort, doch wenn sie dann hörten, Sozialhilfeempfänger sollten ans Werk, erlahme das Interesse an freiwilliger Mithilfe. Dabei gäben sich die Bezirke große Mühe, und auch die Stadtreinigung sei über ihren Schatten gesprungen, sagte Petra Reetz. Dafür wurde gestern in Marzahn-Hellersdorf vergleichsweise massenhaft gefegt, wie auch andere Sammelaktionen gegen die Miniermotte im Laub schon recht erfolgreich waren. Im Schlosspark Biesdorf fegten 50 „freiwillige Schüler“ des Otto-Nagel-Gymnasiums für die Stadtreinigung. Dazu kamen drei freiwillige Normalbürger.

In Kreuzberg gönnte sich der Journalist Andreas Becker kaum eine Atempause. „Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute gerade im Fitnessstudio sind.“ Die Schauspielerin Gabi Schmalz, die nach zwei Stunden eine erste Blase am Finger spürte, versicherte unverdrossen, Fegen sei eine leichte Art, Kastanien und Bezirk zu helfen. Sie selbst habe übrigens schon mal eine artverwandte Bühnenrolle gespielt: als Staubsauger.C. v. L.

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