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Finger weg. Die Ambrosia-Pfanze ist zu einer Sommerplage geworden.

© dpa

Allergie: Kampf gegen Ambrosia-Kraut wurde verstärkt - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren waren die vielen Baustellen in Berlin schlecht für Allergiker: Buddelei und Transport von Erdmassen begünstigten die Ausbreitung der Ambrosia. Dies sagten Experten bei der Vorstellung des diesjährigen Aktionsprogramms gegen die hoch allergene Pflanze. Was Rainer During darüber schrieb.

Nach Darstellung der Fachleute sind sich Bauwirtschaft, Deponiebetreiber und Behörden nicht ausreichend des Problems bewusst, weshalb diese so schnell wie möglich auf die Problematik hingewiesen werden sollen.

Die aus Nordamerika stammende Ambrosia siedelt sich hierzulande oft auf Brachflächen an und blüht bis in den November hinein, womit sich die Allergiesaison um zwei bis drei Monate verlängert. Sie besitzt das stärkste aller Pollen-Allergene. Bereits zehn Körner pro Kubikmeter Luft reichen aus, um bei Allergikern Kopfschmerzen, Heuschnupfen oder sogar Asthma auszulösen, wobei jede Pflanze bis zu einer Million Pollen ausstoßen kann. Fast die Hälfte der 115.000 in Berlin entdeckten Pflanzen wächst in Treptow-Köpenick, wo viele neue Häuser und die Autobahn nach Schönefeld entstanden sind. Rund 2500 Pflanzen wachsen allein auf einer Brachfläche an der Adlershofer Pfarrer-Goosmann- Straße. Doch auch um die rund 2000 Ambrosia am Rand der Ferdinand- Schultze-Straße in Lichtenberg und die gar 10.000 an der Straße An der Aussicht in Heiligensee sollten Allergiker lieber einen großen Bogen machen.

Anders als in Frankreich, Italien und Ungarn ist die Ausbreitung in Deutschland noch gering. Das größte Vorkommen besteht in der brandenburgischen Niederlausitz, auch Baden-Württemberg, Bayern und Hessen sind stark betroffen. Berlin liegt an sechster Stelle. Hier spüren in zehn Bezirken seit vorigem Jahr jeweils rund 20 „Ambrosia-Scouts“ von Beschäftigungsgesellschaften nach den Pflanzen. Nur in Steglitz-Zehlendorf und Pankow gibt es bisher keine Aktivitäten, sagt Thomas Dümmel vom Institut für Meteorologie der FU Berlin. An 718 Fundorten wurden 2009 rund 115.000 Pflanzen entdeckt, gut die Hälfte wurde ausgerissen. Dabei sind Handschuhe zu benutzen, nach Beginn der Blütezeit im Juli ist zusätzlich eine Atemschutzmaske zu tragen. Ambrosia gehören keinesfalls in die Biotonne, sondern in den Hausmüll, der verbrannt wird. 25 besonders starke Vorkommen sollen in diesem Jahr professionell beseitigt werden.

Die Bekämpfung habe Modellcharakter bei der Frage, ob es Deutschland gelingt, sich der Verbreitung unerwünschter Arten zu erwehren, sagt Stefan Nawrath von der Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie Friedberg. „Ein ambrosiafreies Berlin ist ein erreichbares Ziel“, ergänzt Experte Thomas Dümmel. Jeder kann dabei helfen und Funde in den Ambrosia-Atlas eintragen.

Der Ambrosia-Atlas im Internet: www.fu-berlin.de/ambrosia

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren".

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