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Berlin: Alles klar: Zeller gegen Kurth

In fünf Tagen wählt die Berliner CDU einen neuen Vorsitzenden. Jetzt steht immerhin fest, wer kandidiert und wer nicht

„Es bleibt dabei“, sagte Peter Kurth am Montag Nachmittag, „ich kandidiere.“ Ein paar Tage lang hatte er die Frage offen gelassen, ob er am kommenden Samstag auf dem Landesparteitag der CDU gegen Joachim Zeller antreten soll, um neuer Landesvorsitzender zu werden. Natürlich war es keine stille Grübelei, die den ehemaligen Finanzsenator zu seiner Entscheidung gebracht hat. Kurth hat mit denen gesprochen, die ihm helfen konnten, seine Chancen richtig einzuschätzen. Und er hat – bis in den Montagnachmittag hinein – mit jenen Größen in der Berliner CDU verhandelt, die die Macht der Basis organisieren – mit den Kreisvorsitzenden. Dann war die politische Rechnung rund genug für Kurth, um das Risiko einer Niederlage einzugehen.

So werden sich am Samstag zwei Kandidaten gegenüberstehen. Zwischendurch hatte es so ausgesehen, als bekomme die Kandidatenfrage täglich eine neue Wendung: Von drei Männern, die sich zutrauen, den Landesverband in bessere Zeiten zu führen, musste man am Sonntagabend ausgehen: Joachim Zeller – den Christoph Stölzl designiert hatte; Peter Kurth – der sich in der und wegen der Führungskrise entschlossen hatte; Manfred Radermacher, der sich am Sonntagabend ins Gespräch gebracht und am Montagnachmittag aus der aktiven Politik einstweilen zurück gezogen hatte.

Die Wahl dürfte überaus spannend werden, denn keiner der beiden Kandidaten hat schon jetzt eine klare Mehrheit. Joachim Zeller baut auf die großen Kreisverbände Reinickendorf und Spandau, auf Tempelhof-Schöneberg, Treptow-Köpenick, Lichtenberg und Mitte „überwiegend“, wie er sagt.

Peter Kurth war, als er sich Anfang Mai zur Kandidatur entschloss, von 160 Unterstützern ausgegangen. An die 170 dürfte er brauchen, um zu gewinnen. So wenig wie Zeller kann er sich seiner eigenen Hochrechnung sicher sein, denn die Wahl ist eine geheime. Alle Kalkulation auf geschlossene Delegiertenkader, auf ganze Kreisverbände, die den einen oder anderen Kandidaten mit strammer Abstimmungsdisziplin ins neue Amt tragen, wäre eine Rechnung mit zu vielen Unbekannten.

Kaum weniger interessant als das Wahlergebnis dürfte das sein, was die Kandidaten mit dem Ergebnis machen wollen. Das werden sie in ihren Vorstellungsreden sagen müssen. Bislang haben beide nur schemenhaft deutlich gemacht, wohin sie die Berliner CDU bringen wollen. Kurth gilt als „bürgerlicher“ CDU-Politiker, Zeller ist ein Pragmatiker mit gutem Draht zu Frank Steffel. In der Führungskrise der Fraktion ging in der vergangenen Woche alles unter, was mit Ideen und Strategien zu tun hatte.

Zeller und Kurth sind keine Flügelmänner. Doch hat der Personalstreit in der Berliner CDU ein Ausmaß angenommen und ein Frustpotenzial aufgebaut, das jede ideologische oder strategische Debatte für die Partei erholsam machte.

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