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Berlin: Alles total normal

Die Polizei verbannte gestern "die ganze Geschichte ins Reich der Märchen". Und auch in Berlins Kaufhäusern und Einkaufszentren sowie bei der S-Bahn und BVG nahm niemand die Gerüchte sonderlich ernst.

Die Polizei verbannte gestern "die ganze Geschichte ins Reich der Märchen". Und auch in Berlins Kaufhäusern und Einkaufszentren sowie bei der S-Bahn und BVG nahm niemand die Gerüchte sonderlich ernst. In den Potsdamer-Platz-Arkaden, im Kaufhof am Alexanderplatz oder im KaDeWe gab es keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen. "Auch uns wurde zugetragen, dass wir uns am 31. Oktober vor einem terroristischen Anschlag in Kaufzentren, auf Flughäfen und in öffentlichen Verkehrsmitteln in Acht nehmen sollten", sagt "Arkaden"-Manager Andreas Kube. "Doch die Polizei hat uns beruhigt." Wie berichtet, kursierten in den vergangenen Tagen entsprechende Warnungen.

Die Berliner Polizei hatte dafür aber keine Anhaltspunkte. Es handele sich um eine der typischen Geschichten, die jeder weitererzähle, deren Urheber jedoch immer im Dunkeln bleibe, sagte gestern ein Polizeisprecher. Dennoch berufe sich jeder, der "die Story" weitergebe, auf verlässliche Quellen - im aktuellen Fall auf die Freundin eines Afghanen, der in den terroristischen Untergrund abgetaucht sei und sie in seinem Abschiedsbrief vor geplanten Anschlägen am 31. Oktober eindringlich gewarnt habe. Am Potsdamer Platz war die Stimmung gestern alles andere als bedrückt. Vermutlich auch wegen des Reformationstages, an dem die Brandenburger frei hatten. Viele nutzten die Chance zu einem Einkaufsspaziergang durch Berlin. Sie hatten zwar von den Gerüchten gehört, ließen sich aber nicht vom Bummeln abhalten. "Wir wissen Bescheid, aber wir denken, dass so etwas hier nicht passieren wird", sagte ein älteres Ehepaar aus Potsdam. Wären sie in den USA, hätten sie schon mehr Angst, und fliegen würden sie jetzt auch nicht.

Als die Manager der Arkaden zum Wochenanfang das Gerücht gehört hatten, setzten sie sofort ihren Sicherheitsplan in Gang und fragten zuallererst beim Innensenator und der Polizei an. Unabhängig von den Gerüchten seien die Sicherheitsvorkehrungen der Einkaufspassage ohnehin seit den Terroranschlägen vom 11. September erheblich verstärkt worden, erklärt Center-Chef Andreas Kube.

Beim Kaufhof am Alex hatte man die angebliche Warnung gar nicht erst für bare Münze genommen und folglich nicht reagiert. Auch die S-Bahn schickte nicht mehr Aufpasser in Bahnhöfe und Züge. "Man muss solche Dinge zwar inzwischen sehr ernst nehmen" , sagt S-Bahnsprecher Holger Hoppe, doch in der Vergangenheit habe man es ja nur mit Trittbrettfahrern zu tun gehabt. Hoppe verwies aber auf die zusätzliche Schulung und Sensibilisierung der S-Bahn-Mitarbeiter seit Mitte September.

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben wurden ebenfalls keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen, nachdem die Polizei Entwarnung gab. "Wir hatten bisher auch nicht weniger Fahrgäste", sagt BVG-Sprecherin Barbara Mansfield.

Juliane Schäuble

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