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Berlin: Alles wird teurer: Seit heute kostet der Nahverkehr mehr, gestern wurde noch einmal protestiert

Für Bahn- und Busfahrten müssen die Fahrgäste bereits von heute an mehr bezahlen. Zu einer Protestveranstaltung gegen die "Preistreiberei" hatte gestern für 17 Uhr der Deutsche Gewerkschafts-Bund (DGB) vor dem Roten Rathaus aufgerufen, an der allerdings nur wenige Menschen teilnahmen.

Für Bahn- und Busfahrten müssen die Fahrgäste bereits von heute an mehr bezahlen. Zu einer Protestveranstaltung gegen die "Preistreiberei" hatte gestern für 17 Uhr der Deutsche Gewerkschafts-Bund (DGB) vor dem Roten Rathaus aufgerufen, an der allerdings nur wenige Menschen teilnahmen. Unterstützt wurde der Protest unter anderem vom Fahrgastverband IGEB. Nach dessen Angaben liegt die Verteuerung im Nahverkehr weit über dem Anstieg der allgemeinen Lebenshaltungskosten. Besonders verteuert hätten sich die Fahrscheine für Stammkunden und Schüler. Gegen die Erhöhung sprachen sich auch die Grünen und die PDS aus.

Die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten sind in Berlin in den vergangenen fünf Jahren um etwa 4 Prozent gestiegen. Fahrten mit Bahnen und Bussen wurden dagegen nach IGEB-Angaben in diesem Zeitraum um 30 Prozent teurer, bei einigen Fahrscheinen sogar um mehr als 100 Prozent. Diese "Preistreiberei" sei falsch und ungerecht, sagte Christfried Tschepe vom IGEB-Vorstand. Auch das Argument, in anderen Städten seien die Fahrten teurer als in Berlin, ziehe nicht mehr. Vergleichbare Einzelfahrscheine, die in Berlin ab heute 4 Mark kosten, sind nach Tschepes Angaben in Düsseldorf für 3,20 Mark und in München für 3,80 Mark zu haben. Kindertickets kosten in Berlin 2,70 Mark, in München dagegen - mit Sammelkarte - 1,30 Mark. Und während für Monatskarten in Berlin jetzt 105 Mark verlangt werden, müssen in Düsseldorf nur 86 Mark und in München 91 Mark bezahlt werden. Dabei sei das durchschnittliche Einkommen in Berlin erheblich geringer als in diesen Vergleichsstädten, so Tschepe.

Dass die Preise im Verkehrsverbund VBB in Zukunft sinken oder zumindest nicht erhöht werden, ist unwahrscheinlich. BVG und S-Bahn sowie die Bahn AG verwiesen stets darauf, dass Preissenkungen zu keinem Anstieg bei den Fahrgastzahlen führten, der den Fehlbetrag ausgleichen könnte, sagte gestern Verkehrsstaatssekretärin Maria Krautzberger (SPD). Die Verwaltung muss die Tarife genehmigen. Günstigere Angebote sind aber, wie berichtet, in Zukunft für Familien vorgesehen.

Die IGEB verlangte gestern, dass die Tarife in Zukunft wieder von der Politik festgesetzt werden und dass das Tarifsystem vereinfacht wird. Derzeit sind dafür die Verkehrsbetriebe zuständig. Ein Politiker könne, so die IGEB, abgewählt werden, ein Vorstand (leider) nicht. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Alexander Kazcmarek, schlug gestern flexible, preisgünstige Angebote vor. Als Beispiele nannte er unter anderem verbilligte Tarife zum Wochenende, eine Zeitkarte nur für die Innenstadt oder ein Ticket mit vier frei wählbaren Geltungstagen im Monat.

Die IGEB forderte ferner, die BVG solle ihren Plan aufgeben, Sperren bei der U-Bahn einzubauen. Die Kosten sind mit 125 Millionen Mark veranschlagt. Die Tariferhöhung soll der BVG maximal 22,7 Millionen Mark mehr Einnahmen bringen.

kt

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