zum Hauptinhalt

Alliiertenmuseum: Tage auf dem Pulverfass

Ein Treffen militärischer Oldtimer und eine neue Ausstellung im Alliiertenmuseum erinnern an die zweite Berlin-Krise. Gleich am Eingang saust die geballte Arbeiterfaust auf eine Atomrakete nieder und trifft Konrad Adenauer.

Die West-Berliner, unversehens eingekesselt, hatten von den Alliierten mehr erwartet. Aber selbst deren Proteste in Moskau gegen den Mauerbau ließen einige Tage auf sich warten. Die Entscheidung US-Präsidents Kennedys vom 17. August, die eigenen Truppen in Berlin um 1500 Mann zu verstärken und dieses Kontingent über die Transitstrecke zu schicken, dürfte also nicht nur ein Signal an DDR und UdSSR, sondern ebenso an die West-Berliner „Insulaner“ gewesen sein.

An die Rolle der Alliierten während der frühen Mauerzeit erinnern gleich zwei Veranstaltungen. Im Alliierten-Museum eröffnete am Donnerstag die Ausstellung „Wie ein Pulverfass! Berlin-Krise und Mauerbau“. Und Berlin ist europaweit Anlaufpunkt für „Berlin-Patrol“, ein Treffen von Freunden militärischer Oldtimer, wie sie von 1945 bis 1994 bei den Alliierten in Berlin im Einsatz waren. Etwa 100 Radfahrzeuge werden an diesem Freitag erwartet, aus Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, Dänemark, der Schweiz, vielleicht auch aus Polen. Aus Düsseldorf will sogar der Besitzer eines Sowjet-Fahrzeugs kommen.

Organisiert habene das Treffen die beiden Berliner Vereine „West Alliierte in Berlin“ und „United States Military Vehicles Collectors“, unterstützt von der Firma expandum, dessen Chef Michael G. Notbohm selbst einen M 38 A 1 von 1955, den Nachfolger des Ur-Jeeps Willys MB fährt. Mit Militarismus habe ihre Sammelleidenschaft nichts zu tun, versichert der Oldtimer-Fan, man setzt vielmehr auf historische Information, für die Teilnehmer bei Fahrten zu markanten Orten in der Stadt, für die Besucher durch zwei Veranstaltungen in Gatow und Zehlendorf.

Im Alliiertenmuseum saust die geballte Arbeiterfaust gleich am Eingang auf eine Atomrakete nieder und trifft auch Konrad Adenauer, der wie einst Münchhausen auf der Kanonenkugel rittlings auf dem Geschoss sitzt. Ein DDR-Plakat aus dem Jahre 1959, ein Stück Ost-Propaganda, das dem Besucher der Sonderausstellung im Alliiertenmuseum zum 50. Jahrestag des Mauerbaus sofort ins Auge fällt.

Den einstigen Polit-Krimi in und um Berlin setzt die Schau lokal und global in Szene. Besonders spannend, weil selten in derart engem Zusammenhang mit den Ereignissen vor Ort gezeigt, ist es zu sehen, wie die Westmächte und die UDSSR im Verlauf der zweiten Berlin-Krise ihre Kräfte maßen. Und wie die beiden noch jungen deutschen Staaten dabei eher am Katzentisch saßen.

Filme, Rias-Reportagen und Erinnerungen von Zeitzeugen bringen die dramatischen Ereignisse eindrucksvoll zurück: Von Nikita Chruschtschows Ultimatum 1958, bei dem er den Abzug der Alliierten forderte, über das Gipfeltreffen von Chruschtschow und John F. Kennedy im Juni 1961 in Wien bis zum Bau der Mauer und den Jahren danach, die geprägt waren durch Wettrüsten und atomare Bedrohung.

Berlin-Patrol: Luftwaffenmuseum Gatow, Fahrzeugschau, Sonnabend 10 – 16 Uhr; Tag der offenen Tür im Camp, Onkel-Tom-Str./Sven-Hedin-Str. in Zehlendorf, Sonntag, 10 - 17 Uhr.

Ausstellung „Wie ein Pulverfass! Berlin-Krise und Mauerbau“: Alliierten-Museum, Clayallee 135 in Zehlendorf, bis 8. Januar täglich außer Mi., 10-18 Uhr, Tel.: 8181990.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false