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Berlin: Als Erich einmal irrte

Vor 15 Jahren hielt Honecker die Mauer für ein Jahrhundertwerk

Als das Gelände zwischen der Bundesrepublik und der DDR noch vermint war, wählten westliche Kritiker des DDRStaatschefs Erich Honecker oft vorsichtige Worte. So hieß es oft, der „greise“ DDR-Chef habe dies und das gesagt, um anzudeuten, dass der Alte mit dem Hütchen oft nicht mehr auf der Höhe war. So auch am 20. Januar 1989. Da hatte Honecker angekündigt, die Mauer werde „in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben“. Im leiernden Tonfall des Ex-Saarländers, der sehr lange mit sehr vielen Sachsen zusammen in schlecht gelüfteten Politbüros gesessen hatte, fuhr Honecker fort: „Das ist schon erforderlich, um unsere Republik vor Räubern zu schützen, ganz zu schweigen von denen, die gern bereit sind, Stabilität und Frieden in Europa zu stören.“ Wenn es auch leicht ist, einen Greis zu verhöhnen, bleibt festzustellen, dass die DDR allenfalls nach Meinung postumer Honecker-Anhänger unter die Räuber gefallen. Den Frieden in Europa hat ein Krieg auf dem Balkan beendet, Europa und die USA haben den Frieden einigermaßen wiederhergestellt. Der greise Staatsratsvorsitzende jedenfalls erlebte später, was er seinen Landsleuten so lange vorenthalten hatte – eine richtige Fernreise. wvb.

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