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Berlin: Als Katz bei Cats

Seit kurzem liebe ich Katzen. Warum?

Seit kurzem liebe ich Katzen. Warum? Ich war selber eine. Nicht in einem Vorleben oder in einem Traum, sondern in der Realität. Fell, Schnurrhaare – sogar einen Katzennamen hatte ich: Munkustrap. Musicalfans werden spätestens jetzt wissend nicken: „Ach soooo! Der war bei Cats!“ Ja, ich durfte mich für einen Nachmittag so fühlen, als sei ich Teil der Glamourwelt des berühmtesten Musicals aller Zeiten. Zu dem gehört zum Beispiel Chefmaskenbildner Günter Schoberth, der es schafft, dass ich mein eigenes Spiegelbild nicht wiedererkenne. Anderthalb Stunden sitze ich bei ihm auf dem Schminkstuhl und sehe mit wachsendem Erstaunen, wie er den Tiger, pardon, den Kater in mir weckt. Weiße Schminke, graue Schminke, Puder, dann wieder Weiß und Grau – ein Catsgesicht wächst Schicht um Schicht. Und Schoberth zaubert weiter. Mit bewundernswert ruhiger Hand zieht er einen Lidstrich hier, trägt dort eine Linie auf. „Bitte mal die Augen schließen.“ Wenige Minuten später das erlösende „fertig“. Ich bin hin und weg: Aus dem Spiegel funkelt mich Munkustrap an. Allerdings fehlen dem noch ein paar Haare obenrum. Schoberth greift ins Regal, setzt dem halbfertigen Munkustrap eine Perücke auf. Die wurde – wie die 150 anderen auch – in Handarbeit aus Büffelhaaren geknüpft (das ist fester und sieht strubbeliger aus als Menschenhaar oder Kunststoff). Links und rechts auf die Wangen noch ein Klecks Mastix-Kleber – schon ist der neue Kater fertig für die Kostümprobe.

Die Stunde der Wahrheit: Wird Munkustrap in die hautengen, von Hand bemalten Lycra-Anzüge passen? Ein Glück, es gibt keinen Grund zu Katzenjammer. Die Chemiefaser legt sich gnädig über jede Körperrundung. Munkustrap, der Neue, kriegt seine Strickstulpen übergestreift (schließlich ist „Cats“ ja ein Musical aus den Achtzigern). Nun rasch in die Tanzschühchen aus dünnen Leder geschlüpft: Wo, bitte, geht’s zur Bühne? Halt, halt, da hat Dion Davis ein Wörtchen mitzureden. Der Creative Director des Musicals wartet im Ballettsaal. Er tanzt vor, Munkustrap, der Neue, sieht alt aus: „Schau, so muss du dich bewegen“, sagt Dion Davis und ist plötzlich ganz und gar geschmeidige Katze – und das ohne Maske und Kostüm. Da kann Munkustrap nur große Katzenaugen machen und sich schwitzend die überstreckten Gelenke reiben. Davis verabschiedet sich. „War doch ganz okay für den Anfang.“ Munkustrap ist nun reif für die Bühne. Was für ein Gefühl! Die Scheinwerfer blitzen, der Saal mit seinen 1500 Sitzen versinkt im geheimnisvollen Halbdunkel. Jetzt müssten nur noch die Zuschauer kommen. Oder besser nicht: Denn es ist nicht leicht, eine Katze zu sein. Und mit dem Gefühl sitzt Munkustrap später wieder bei Maskenbildner Günter Schoberth auf dem Stuhl. Er nimmt ihm Perücke ab, hilft ihm beim Abschminken. Und plötzlich gucke wieder ich aus dem Spiegel.

Lust, am Donnerstag, 7. August, hinter die Kulissen von „Cats“ zu sehen? Dann melden Sie sich oder Ihr Kind an: Dienstag, 13-14 Uhr, Tel. 26009-809. Mehr im roten Kasten.

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