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Berlin: Als Schupmann-Kandelaber und Steglitzer Leuchten die Stadt erhellten

AmMontagöffnetdasLaternenmuseum.FürdieGaslampegibtesnochHoffnung

Nein, ein politisches Statement sei die Ausstellung ganz bestimmt nicht, sagt Paul Schmits vom Leuchtenhersteller Semperlux. Schließlich hätten die Planungen schon im vorigen Jahr begonnen: „Da konnten wir wirklich nicht ahnen, dass die Diskussion um die Berliner Laternen jetzt wieder hochkocht.“

Jedenfalls sind im neuen Historischen Leuchtenmuseum keine Gas, sondern nur Elektrolampen zu bewundern. Davon aber jede Menge: Zum Beispiel alte Bogenlampen aus dem Jahr 1882 - in „hervorragendem Zustand und immer noch einsetzbar“, wie Schmits verspricht. Davon könnten sich ab Montag die Besucher live überzeugen. Ansonsten gibt es einen Überblick über die historische Entwicklung der Elektrolampe und dutzende Berliner Lampen-Klassiker mit Namen wie „Steglitzer Leuchte“ oder „Schupmann-Kandelaber“. Zusammengetragen wurden die Lampen aus Privatbeständen und aus „den hintersten Winkeln der Bewag-Gebäude“, sagt Schmits. Die Ausstellung richte sich an Lichtplaner, Architekten und Studenten, aber auch an die „interessierte Berliner Öffentlichkeit“.

Die interessiert sich tatsächlich für ihre Straßenbeleuchtung – vor allem für die Frage, ob die Gaslaternen bald aus dem Stadtbild verschwinden. Die Berliner lieben sie, das bekommt derzeit Mittes grüne Baustadträtin Dorothee Dubrau zu spüren. Sie hat ihre liebe Mühe, ein unpopuläres Programm durchzusetzen: Die letzten rund 40 000 Gasleuchten unter Strom zu setzen. Jene Leuchten, die meist ein recht warmes Licht verbreiten und der rauen Stadt etwas Gemütliches geben. Gerade erst versuchte die Stadträtin, den Parlamentsausschuss für Bauen, Wohnen und Verkehr von den Kostenvorzügen der Stromleuchten zu überzeugen. Es gelang, nun ja, eigentlich nicht so richtig. Die Abgeordneten waren skeptisch, bezweifelten Aufwand und Nutzen, sahen den Bezirk überfordert. Mitte ist nach der Verwaltungsreform für die gesamte Berliner Stadtbeleuchtung zuständig. Im Ausschuss projizierte die Stadträtin am Mittwoch wortreich ein Zahlenwerk auf die Leinwand, dass den Abgeordneten Hören und Sehen verging. Haften blieb, dass die Stadt mit der Umrüstung acht Millionen Euro jährlich sparen, aber zuvor 52 Millionen zahlen muss. „Lassen Sie die Finger davon“, riet eine Abgeordnete und wies auf die Haushaltslage hin. Und die Kollegen nickten zustimmend. Erschwerend für Frau Dubrau kam hinzu, dass der Ausschuss den Sachverständigen Michael Kraft geladen hatte, von der deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfachs. Die Stadträtin habe eine Milchmädchenrechnung vorgelegt, sagte er, von maroder Gasbeleuchtung könne keine Rede sein. Die Stadt müsse für die Umrüstung viel mehr zahlen als vorgerechnet.Sie solle nicht unnötig Geld ausgeben,um Leuchten abzubauen, die gut funktionierten. Berlins Gasbeleuchtung sei einmaliges Kulturgut. Das saß. Gaslaternen, scheint es, haben weiter beste Chancen. Aber darüber entscheidet nicht der Bauausschuss. Da muss Frau Dubrau wohl noch einmal vor den Hauptausschuss. C.v.L./sle

Das Museum in der Motzener Str. 34 hat werktags von 8.15 Uhr bis 16.15 Uhr geöffnet. Bitte anmelden unter 720010.

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