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Berlin: Alte Brause

VON TAG ZU TAG Stephan Wiehler versucht, auf das Jubiläum von Coca Cola anzustoßen Wir Deutschen haben Coca Cola viel zu verdanken. Das koffeinhaltige Kaltgetränk labt uns jetzt seit 75 Jahren und hielt uns auch in finsteren Zeiten die Treue.

VON TAG ZU TAG

Stephan Wiehler versucht, auf

das Jubiläum von Coca Cola anzustoßen

Wir Deutschen haben Coca Cola viel zu verdanken. Das koffeinhaltige Kaltgetränk labt uns jetzt seit 75 Jahren und hielt uns auch in finsteren Zeiten die Treue. Die braune Brause war offizieller Erfrischer der Olympischen Spiele von 1936. Coca Cola richtete uns auf nach dem Krieg, sie schmeckte nach Freiheit und Amerika. Im Westen weckte sie unsere Kräfte für das Wirtschaftswunder, im Osten die Sehnsucht nach ihrer süßen Verheißung – und so tat die Limonade ihren Teil dazu, den Kommunismus zu besiegen und den eisernen Vorhang zu zerreißen.

Auf diese historische Leistung wollte ich anstoßen, mit einer klassischen roten Dose, die ich mir aus der Kühlvitrine eines Kreuzberger Pizza-Imbiss griff. Als ich an der Kasse bezahlte und mich ökologisch korrekt nach dem Trittinschen Dosenpfand erkundigte, winkte der Mann hinter dem Tresen ab: „Das sind noch alte Bestände, dafür müssen wir kein Pfand nehmen.“ Irgendwie war mir nicht danach, mit alter Cola aufs Jubiläum anzustoßen. Ich schlenderte zum Kiosk um die Ecke – so viel Zeit muss sein, um ein Dreivierteljahrhundert zu feiern. Aber auch dort und bei weiteren Versuchen gab es angeblich nur Altbrause ohne Pfandpflicht. Coca Cola ist zum Ladenhüter geworden. Undank ist der Welt Lohn.

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