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Berlin: „Alte Vorurteile ausgebeutet“

Wie italienische Journalisten auf den Fall reagieren

Für Italiens Presse war es klar: Der 30-jährige Sarde war Opfer „brutaler neonazistischer Aggression“. Einhellig die Kommentare: Ein fremdenfeindlicher Angriff knapp vor der Fußball-WM – beschämend für Deutschland. Doch offenbar hat der Mann den Angriff frei erfunden. Auch Marika de Feo, Korrespondentin des „Corriere della sera“, berichtete so: „Ich habe stundenlang recherchiert und keinen Zweifel an der Version ,Fremdenhass‘ gefunden. Auch die Polizei, der Staatsschutz nahmen diesen Hintergrund an.“ Sie nennt Gianni C.s Legende über die Gründe seiner Verletzung „eine Blamage für Italien. Jeder Italiener im Ausland repräsentiert auch sein Land.“

Die Tageszeitung „La Repubblica“ hatte den angeblichen Angriff am Montag auf Seite eins. Ihr Deutschlandkorrespondent Andrea Tarquini sagt, er habe am Sonntag von Fremdenhass als Motiv ausgehen müssen: „Ich habe die Nachricht so gebracht, wie sie die Berliner Polizei verbreitete. Die Geschichte eines betrunkenen Betrügers bestätigt aber, dass es leicht ist, alte Vorurteile gegen Deutschland auszubeuten. Ich glaube nicht, dass ein Betrunkener, der in Manhattan auf die Gleise der Subway gefallen wäre, die Legende von einem Nazi-Überfall aufgetischt hätte.“ Tarquini und de Feo wollten in den Donnerstagsausgaben ihrer Zeitungen eine korrigierte Nachricht bringen. Auch Italiens Staatsfernsehen Rai sendete in den Hauptnachrichten des zweiten und dritten Kanals am Mittwochabend Berichte über die Wendung des Falls, sagte deren Korrespondent Gennaro Pellino dem Tagesspiegel. ade

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