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Altenpfleger werden gebraucht, der Job soll attraktiv werden. Doch mehr zahlen wollen Senat und Kassen ungern.

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Altenpfleger in Berlin: Drei Prozent mehr Geld für ambulante Dienste

Für den Knochenjob in der Altenpflege gibt es oft nur elf Euro brutto die Stunde. Vor allem die Caritas würde gern mehr zahlen - doch Senat und Kassen erhöhen die Mittel nur zögerlich.

Die Altenpflege soll populärer werden, das wünscht sich nicht nur Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU). Seit Jahren gilt besonders die Arbeit in ambulanten Diensten als schwierig: Löhne sind niedrig, die Aufgaben fordernd, die Arbeitszeiten hart – im Schnitt wechseln Pfleger nach sieben Jahren den Job, es fehlen Fachkräfte. Am Mittwoch nun kündigte Czaja erste Verbesserungen an, auf die sich die Pflegekassen und die meisten der 600 ambulanten Dienste in Berlin geeinigt haben: Die Sätze, mit denen Kassen und Senat die Dienste bezahlen, werden für 2014 um drei Prozent erhöht, theoretisch könnten also die Löhne steigen. Zudem sollen Azubis besser betreut werden, damit sie in der Branche bleiben.

Waschen, Zähneputzen und Kämmen kostet neun Euro

Wegen des medizinischen Fortschrittes wird es künftig mehr alte Menschen geben, vor allem allerdings solche ohne Familie, die dann einen Pflegedienst brauchen. Und als wäre das nicht schon schwierig genug, benötigen in Berlin viele von ihnen staatliche Hilfe. Jede Leistung bekommt ein Dienst bezahlt, das „kleine Körperpflege“ genannte Waschen, Zähneputzen und Kämmen etwa kostet neun Euro. Schnell kommen da pro Bedürftigem bis zu 2000 Euro im Monat zusammen. Zwei Drittel des Preises bezahlen die Kassen, den Rest der Betroffene selbst. Gilt der Mensch als arm, springen die Sozialämter, also der Staat, ein. Und das ist in Berlin öfter der Fall als in anderen Bundesländern: Von 32 000 Berlinern, die einen Dienst brauchen, sind 15 000 auf die Sozialämter angewiesen.

Caritas hat 6,8 Prozent gefordert

Deshalb hat der Senat ein Interesse daran, dass die Dienste ihre Preise nur mäßig erhöhen. Das ärgert in der Branche einige, auch Hans-Joachim Wasel von der Caritas: Wenn sich Kassen und Staat die Pflege nichts kosten lassen wollten, werde es schwer, den fast 21 000 Berliner Beschäftigten der Dienste bessere Löhne zu zahlen. Die neuen Vereinbarungen seien noch kein Grund für Jubel, sagte Wasel am Mittwoch, schon weil viele Dienste die Löhne kaum erhöhen würden. Senat und Kassen schreiben auch keine Sanktionen fest, wenn Arbeitgeber das Geld anders verwenden. Wasel hatte außerdem einen Anstieg von 6,8 statt drei Prozent gefordert. Sein Argument: Seit dem letzten Plus in der Altenpflege 2011 sind die Durchschnittslöhne aller Branchen um 6,8 Prozent gestiegen. Derzeit bekommen Pflegehelfer oft elf Euro die Stunde, für einen Vollzeitmonat also 1800 Euro brutto. Drei Jahre lang ausgebildete Altenpfleger bekommen mit Schichtzuschlägen bis zu 2400 Euro.

Czaja muss mit Finanzsenator, Kassen, Diensten verhandeln

Wer wird in Berlin wo gepflegt?
Wer wird in Berlin wo gepflegt?

© Tsp

Senator Czaja weiß um die oft schlechte Entlohnung. In seiner Verwaltung verweisen einige auf die Sparpolitik des Senats. Zunächst muss Czaja mit Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) über höhere Sätze verhandeln. Nußbaum will die Ausgaben niedrig halten. Wenn sich Czaja und Nußbaum geeinigt haben, spricht Czaja mit den Kassen, die ebenfalls kaum Geld ausgeben wollen. Erst dann wird mit den Diensten verhandelt. Und in diesem Jahr kamen dabei jene drei Prozent heraus.

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